Ergreifen, ordnen und vitalen Grund schaffen

Der Horste einer einzelnen Brennnesselpflanze
Eine kleinste, unabsichtliche Berührung reicht, dass sie ‘beißt’. Heftig. Manchen macht es aggressiv. Als Kind habe ich mit grimmiger Lust Brennnesseln mit Stöcken niedergemetzelt. Und nie hätte ich erwartet, dass ich sie irgendwann mal als schöne und im Grunde freundliche Pflanze ansehen könnte. Aber das ist sie tatsächlich - wenn auch etwas streng in ihrem Ausdruck.
Kaum eine andere Pflanze folgt so sehr den Spuren des Menschen wie die Brennnessel. Überall, wo Menschen Erde aufschütten, aufkratzen, die Erde verletzten, die Flächen überdüngen, ist die Brennnessel eine der ersten, die ankommt und jene ‘Wunden’ mit ihrem vibrierenden Grün wieder verschließt. Nie breitet sie sich dabei übermäßig aus wie etwa der Bärlauch oder bestimmte Neophyten (= Neu-Pflanzen, sprich eingeschleppte Pflanzen aus anderen Erdregionen, die heimische Pflanzen bisweilen aggressiv verdrängen) das tun.
Dort, wo sie Fuß gefasst hat, verschafft sie sich alsbald durchaus größeren Raum, 3-4 qm, zuweilen sogar deutlich mehr. Aber jedes mal handelt sich dabei um einzelne Pflanzen, nicht viele. Was wie eine Vielzahl aussieht, ist in Wirklichkeit mit einer gemeinsamen Wurzel unterirdisch verbunden, d.h. die Brennnessel bildet Horste. Oft verzweigt sich ein aufsteigender Stängel ganz dicht über dem Boden, und es können bis zu 10 weitere Stängel von dort aus gleichberechtig aufsteigen. Ansonsten bildet sie weiter oben keinerlei Querverzweigungen, obgleich in allen Blattachseln die Sprossansätze dafür angelegt sind. Knickt der Wind - was selten passiert - einen einzelnen Stängel um, dann fangen die Sprosse sofort an, zu wiederum gleich hohen gleichhohen Stängeln empor zu wachsen. Der Drang zur Senkrechten ist unübersehbar.
Bis zu 3 m kann die so genannte Große Brennnessel (urtica dioeca) hoch werden. Es gibt etwa 50 brennende Nesselarten, darunter auch Bäume. Die gesamte Pflanzenfamilie umfasst sogar um die 600 Arten. Aber die Große Brennnessel ist die heilkräftigste unter ihnen.
Prinzip von Auftrieb und Schwere
Ein möglicher Grund dafür könnte sein, dass bei der Großen Brennnessel das Prinzip von Auftrieb und Schwere am stärksten ausgeprägt ist und die Heilwirkungen zu einem guten Teil genau auf diesem Prinzip basieren. Nämlich: Aufrichtung/Willensstärkung, Aktivierung, klare Strukturierung, Blutflusszirkulation anregen u.ä. Mindestens mal deutet sich ein erster Bezug zum Blutkreislauf an.

Eine noch relativ kleine Brennnesselwurzel. Gut erkennbar der Drang zu netzartiger Ausbreitung
So streng die Senkrechte im oberirdischen Bereich betont ist, so sehr strebt der Wurzelspross in die Waagerechte, bildet Netze aus, mit langen, faserigen, gelben Wurzelausläufern. Der Boden wird ergriffen, vor allem wird Eisen intensiv eingesammelt, soweit es im Boden vorhanden ist. Ähnlich wie im oberirdischen Teil ist auch das Wurzelleben durchrhythmisiert, indem in sehr regelmäßigen Abständen Knoten entstehen, aus denen jeweils neue Stängel aufsteigen.
Starke rhythmische Prägung

Die rhythmische Verteilung der Stängel wirkt fast so gleichmäßig, als wären sie in Reihen angepflanzt.
Eine Betonung der rhythmischen Organisation zeigen mehrere Pflanzen, z.B. der Andorn, der Gundermann, die Melisse oder der gelbe Enzian, aber bei der Brennnessel dominiert dieser Aspekt massiv. Eine von der Blütenrispe über die so lebhaft vibrierende Zähnung der Blätter, der überaus gleichmäßig aufgereihten Blattabstände, selbst des Stängels, der mit seiner Vierkantigkeit den Rhythmus der gegenständigen Blattaufteilung aufnimmt bis hin zum Ausbreitungsverhalten des Horstes einer einzelnen Pflanze ist alles von sehr ebenmäßig durchrhythmisiert durchdrungen. Auf keiner Ebene gibt es große Lücken oder auffallende Verdichtungen, und das gilt sogar für die Ausbreitungsverhalten der Brennnessel als Ganzes. Brennnesseln nehmen ihren Raum zwar ein, aber aufdringlich, vertreibend, in Verdrängungswettbewerb tretende, das macht sie nicht.
Brennnesseln strahlen eine Anmutung von großer Bestimmtheit und Geradlinigkeit aus. Und sie fordern für ihre Arbeit - das Ergreifen und Durcharbeiten des Bodens sowie die Verwandlung des Stickstoffes und Eisens in fruchtbaren Grund - offenbar Ruhe ein. Diesen Anspruch unterstreichen sie mit ihren Respekt gebietenden Brennhaaren. Die Flächen, auf denen sie bevorzugt wachsen, können chaotisiert, aufgerissen, in Aufruhr gebracht oder überdüngt sein - wichtig ist nur, dass genügend Feuchtigkeit zur Verfügung steht. Denn die Brennnessel ist darauf spezialisiert, sich im feuchten Milieu auszuleben.
Brennhaare als Fraßschutz???

Ein einzelnes Brennhaar
Dass die Brennhaare als Fraßschutz entwickelt wurden, wie es so häufig in manchen Magazinen oder Apothekenzeitschriften geschrieben wird, ist - schlicht gesagt - Blödsinn. Was auf den ersten Blick naheliegend und logisch nachvollziehbar erscheint, hält einem zweiten Blick nicht stand. Denn Gänseblümchen, Löwenzahn, Spinat, Kohlgewächse und so unendlich viele andere Pflanzen, überleben allerbestens ohne Brennhaare, Stacheln oder Gifte ausbilden zu müssen. Mehr noch: Es gibt sogar einige Schmetterlingsraupen wie etwa jene des ‘Kleinen Fuchses’, des Admirals, des Tagpfauenauges oder der Brennnessel-Zünslereule, die Brennnesseln als ausschließliche Nahrungspflanze auserwählt haben. Die Brennhaare interessieren sie überhaupt nicht - oder liefern vielleicht eine angenehm scharfe Note, mexikanisch gewürzt, ein bisschen wie Chili oder Pfeffer. Kann ja auch gut schmecken.
Die Hingabefähigkeit der Brennnessel
So streng, aufrecht und bestimmt die Brennnessel in ihrem Habitus erscheint, so zeichnet sie sich auf der anderen Seite auch durch eine erstaunlich große Hingabefähigkeit aus. Die Brennnesselblätter als solche, von ihren kristallinen Brennhaaren abgesehen, sind überaus weich, eigenen sich für Spinatzubereitungen (wenn das Pflücken nicht so beschwerlich wäre). Sie enthalten viele wertvolle Mineral- und Nährstoffe, ebenso eine Menge Proteine. Letztere zerfallen sehr leicht, geben sich als verwertbar und nährend hin. Genau aus diesem Grund eigenen sich Brennnesseln auch in der Gartenarbeit so hervorragend zur Jauch-Zubereitung. Die stinkt zwar wie Hölle (falls man kein Urgesteinsmehl hinzu gibt), erweist sich aber als ausgesprochen segensreich für den gesunden und starken Pflanzenwuchs - ein absolutes Highlight für Biogärtner (das alles gilt nicht für Frankreich - da herrscht der so genannte ‘Brennnesselkrieg’. Die Pharmalobby hat dort durchgesetzt, dass die nicht wissenschaftlich bewiesenen Dünge- oder Heilwirkungen der Pflanze in irgendeiner Weise kundgetan, geschweige beworben werden darf. Für alles, was ich hier über die Pflanze schreibe, würde mir in Frankreich eine Strafe von bis zu 75.000 Euro sowie 2 Jahre Haft drohen - Realsatire vom Allerfeinsten).
Aggression ist eher der Begriff, der einem bei Brennnesseln einfällt, eher zumindest als Hingabefähigkeit. Aber das ist kein Widerspruch. Sie verhält sich im Naturreich wie ein von Grund auf gutmütiger, wohlmeinender, gleichwohl gestrenger Familienvater, der Ordnung schafft und den Boden bereitet, dass alles bestens gedeihen kann. Und der sich da nicht reinreden lassen will.
Grün, grün, grün sind alle meine Teile

Grüner (und rhythmischer) geht es fast nicht. Das Blattwerk der Brennnessel
Was die Brennnessel fernerhin zu einer großen Besonderheit im Pflanzenreich macht, ist ihr durchgängiges Grün. Es erstreckt sich sogar bis in die Blüten hinein. Das hat mit ihrem enormen Chlorophyll-Gehalt zu tun, mit dem sie solche ausgewiesenen Grünpflanzen wie Grünkohl oder Spinat klar auf die Plätze verweist. Früher wurden Brennnesseln sogar zur Chlorophyll-Produktion herangezogen.
Zur so reichen Chlorophyll-Synthese braucht die Brennnessel Enzyme, die essenziell Eisen enthalten, d.h. mit der Chlorophyll-Produktion geht gleichzeitig ein besonderer Eisenprozess einher. Eisen ist freilich eher als zentrales Element in der Blutbildung bekannt, sofern es biochemisch passend eingebunden ist (Stahlstangen zu kauen führt nicht per se zu einem höheren Eisenspiegel im Blut. Das Drumrum, die Einbindung, ist mindestens ebenso wichtig, wenn nicht sogar wichtiger).
Ein kleiner Einblick in die Chemie
Chlorophyll ist bekannt als der grüne Blattfarbstoff (chloro = grün, phyll = Blatt). Im UV-Licht fluoresziert er rot und ist das entscheidende Molekül, um Lichtenergie einzufangen und in chemische Energie umzuwandeln.
Im menschlichen (oder allg. tierischen) Körper gibt es ein genaues Pendent zum Chlorophyll, nämlich das Hämoglobin. Hämoglobin ist der Name des roten Blutfarbstoff, der im UV-Licht grün fluoresziert. Schon rein vom Farbverhalten her bilden beide ein Komplementärpaar. Das zeigt sich auch in ihrem chemischen Aufbau:

Links: das Chlorophyll-Molekül, rechts das Häm-b-Molekül des Bluthämoglobins. Das quadratische Ringgerüst heißt Porphyrin-Ring.
Der Hauptunterschied zwischen beiden Molekülen liegt im Zentralatom. Bei Chlorphyll ist in die Mitte des so genannten Prophyrin-Rings ein Magnesium-Atom eingelagert und beim Hämoglobin ein Eisenatom. Beide Metalle gelten als 'Lichtelemente', sprich sie brennen extrem gut (kann jeder bei Stahlwolle selbst ausprobieren). Magnesium brennt freilich so gleißend wie kein anderes Material der Welt und kommt damit dem Sonnenlicht am nächsten (dieser Bezug zu Feuer, zum trockensten aller Elemente, machen sich auch Turner zunutze, wenn sie sich vor ihren Übungen die Hände mit Magnesia, also Magnesiumoxid, einreiben). Das Magnesium-Atom spielt eine Schlüsselrolle, um das Sonnenlicht einzufangen und die Energie chemisch zu transformieren.
Bedeutung des Eisens

In der roströtlichen Färbung der Blüten, bisweilen auch der älteren oberen Blätter, verrät sich der Eisenanteil
Das Eisen ist hingegen ein Stoff, der die Energie, das Lichthafte, nach innen zieht. Diese Nach-innen-holende Qualität des Eisens zeigt sich nicht zuletzt darin, dass es z.B. den Kern der Erde ausmacht oder dass es als Eisenoxid braun ist und so dem Erdboden ihre absorbierende Farbe verleihen.
Als brennendes Material (bei hinreichend dünner Auffaserung) zeichnet sich Eisen durch ein besonders 'intimes' Verhältnis zum Sauerstoff aus. Hämoglobin mit seinem zentralen Eisenatom übernimmt im Blut denn auch den Sauerstofftransport, nimmt ihn auf und gibt ihn ab an jenen Stellen, wo er zur Energieumsetzung gebraucht wird. Also auch hier wird letztlich eine Art von Energiemanagement geleistet. Die kosmisches (Sonnen)Energie wird über das Eisen gewissermaßen verirdischt.
Der Eisenprozess in der Brennnessel in Verbindung mit der Chlorophyll-Produktion ist daher prädestiniert, im Menschen das energetische Geschehen von Grund auf zu ordnen und zu organisieren. Das geschieht in hohem Maße über die Art der Einbindung des Eisens.
In der Brennnessel beeinflusst der ungewöhnlich intensive Eisenprozess auch die Eiweißproduktion. Bestimmte unvollständig durchgearbeitete Eiweiße müssen daher an die Periferie entsorgt werden, was durch die Ausbildung der Brennhaare geschieht. Bei der brennenden Substanz handelt es sich nicht, wie häufig falsch beschrieben, um Ameisensäure, sondern Eiweiß-Abbauprodukte, insbesondere Histamin, Acetylcholin und Serotonin. Sie gehören normalerweise nicht zum pflanzlichen Prozessgeschehen, sondern viel mehr zum tierischen.
Die Brennhaare selbst bestehen vornehmlich aus Kieselsäure. Kieselsäure ist ein leicht kristallisierender Stoff, der im Pflanzenreich immer dann auftritt, wo besondere Strukturkräfte wirken (wie z.B. im Ackerschachtelhalm). Auch darin deutet sich eine außergewöhnliche Strukturkraft der Brennnessel an.
Zum Verständnis des Stickstoffs
Um die chemische Betrachtung noch zu vervollständigen, lohnt sich abschließend ein kleiner Blick den Stickstoff, der vor allem im Chlorophyll-Molekül zu finden ist. Wie oben in der Abbildung zu sehen, ist das zentrale Atom im Porphyrin-Ring von Stickstoffen eingebunden. Stickstoff hat fast immer etwas mit Bewegung und Transformation, mit Dynamis zu tun (in der Vier-Elemente-Lehre korrespondiert es mit dem Element 'Luft'). Nahezu alle Sprengstoffe sind Stickstoffverbindungen, allen voran das Dynamit (Tri-NITRO-toluol); ebenso Psychopharmaka oder Drogen, Antidepressiva, die die Psyche ‘leicht’ manchen sollen, enthalten an prominenter Stelle Stickstoff (oft in der Nähe von Doppelbindungen). Ein zu große Stickstoffdominanz in Kohlenstoffverbindungen verwandelt Stickstoffverbindungen in Gifte (Alkaloide).
Normalerweise bräuchten Pflanzen als weitestgehend unbewegliche Lebewesen keinen oder kaum Stickstoff. Das Zellgrundgerüst besteht aus Kohlehydraten, d.h. es ist also aus den Atomen Kohlenstoff (C), Wasserstoff (H) und Sauerstoff (O) aufgebaut. Stickstoff fehlt.
Alle beweglichen Lebewesen bauen ihren Bewegungsappart aus Eiweißen auf, wobei Eiweiße aus den Grundbausteinen Kohlenstoff, Wasserstoff, Sauerstoff UND Stickstoff (N) zusammengesetzt sind. Dass Pflanzen trotzdem des Stickstoffs bedürfen und im Anbau mit Stickstoff gedüngt werden, hat maßgeblich mit der Chlorophyll-Produktion zu tun (nebst einiger Enzyme und Proteine). Mangelt es an Stickstoff, bleichen die Blätter aus. Die Chlorophyll-reiche Brennnessel braucht entsprechend viel Stickstoff. Daher gilt sie auch als so genannter Stickstoffanzeiger. Sie ist heutzutage so reichlich anzutreffen, da die Luft mit vielen Stickoxiden angereichert ist und die Felder meist überdüngt sind.
Verknüpfung des Luftigen und des Wässrigen
Um den Heilwirkungen der Pflanze mehr auf die Spur zu kommen, ist es oft hilfreich, die Besonderheiten der Gestaltbildung einer Pflanze unter dem Aspekt zu betrachten, wie sie das Erdige, Wässrige, Luftige und Feurige einander ins Verhältnis setzt. Manchmal ist das nicht ganz leicht zu erkennen. Bei der Brennnessel schon. Ihre Vorliebe für feuchte Untergründe und die Weichheit der Blätter offenbaren schon mal ihren akzentuierten Bezug zum Wässrigen.
Andererseits ist der Stängel hohl, also luftig, und als zweihäusige Pflanze, die männliche also weibliche Einzelpflanzen hervorbringt, ist sie bei der Bestäubung auf Wind angewiesen. Das 'Luftelement' bildet also den zweiten Akzent.

männlicher Blütenstand

weiblicher Blütenstand
Auf den Menschen übertragen korrespondiert das Wässrige mit Drüsenfunktionen, Nierentätigkeit bzw. dem Blutkreislauf. Das Luftige hingegen hat viel mit der Atmung, aber auch mit Bewusstseinsprozessen, also mit dem Geistigen zu tun.
Tatsächlich lässt sich die zentrale Heilwirkung der Brennnessel als 'Durchgeistigung des Wässrigen' beschreiben. Das klingt, ich weiß, bisschen spooky, bedeutet aber einfach, dass sie das Wässrige 'bildekräftiger' wird. Bildekräftig ist freilich auch kein geläufiges Wort. Aber jeder kennt Eisblumen an Fensterscheiben. Manche haben auch schon Trocknungsbilder von Wasser- oder Blutstropfen gesehen. Und die, die bisschen vertrauter mit der Materie sind, kennen auch Kupferchlorid-Kristallisationsbilder. Solche Bilder sind intuitiv und rein vom ästhetischen Eindruck her unmittelbar aussagekräftig.
Wer es nicht glaubt, besorge sich das Buch Die unsichtbare Kraft in Lebensmitteln - BIO und NICHT-BIO im Vergleich von Walter Dänzer. Es ist ein wirklich einzigartiges Buch, wo Seite für Seite Kristallisationsaufnahmen verglichen werden von spagyrisch zubereiteten Nahrungspflanzen-Tinkturen (spagyrische Zubereitungen basieren auf dem Prinzip von Trennen, Veraschen und wieder Zusammenführen). Die Bilder sprechen eine ganz eigene Sprache, die auch jeder Laie sofort versteht. Sie belegen, dass Wasser anordnende Kräfte birgt oder organisiert zu (qualitativ) reproduzierbaren Mustern. Und es ist offensichtlich, dass solche anordnenden Kräfte, wie immer die Natur das auch anstellt, eine entscheidende Rolle in der vitalen Organisation des Lebendigen spielen.
Die Heilwirkungen der Brennnessel
Nach all dem Eindrucksvollen, was sich über die Brennnessel sagen lässt, erscheint die Aufzählung ihrer Indikationen erstmal nicht sonderlich eindrucksvoll. Sie wird als blutbildend beschrieben, soll Erschöpfung oder Frühjahrsmüdigkeit entgegen wirken, Haarwuchs fördern und den Stoffwechsel anregen. Und weil sie viel Flüssigkeit aufnimmt und auch sehr leicht über die Blätter wieder abgibt (abgepflückte Brennnesseln welken extrem schnell), eignet sie sich auch für Durchspülungstherapien. Deshalb wird sie vielfach auch zur Unterstützung bei Harnwegsinfekten empfohlen oder bei Ablagerungskrankheiten wie Rheuma bzw. Gicht, natürlich auch bei Nierenschwäche.
Dies alles ist zweifellos richtig, trifft aber nicht wirklich den Kern dessen, was die Brennnessel am Menschen zu leisten vermag.
Das Blut 'vernünftig' machen
Der großartige Heilpflanzenforscher Wilhelm Pelikan (Mitbegründer der Weleda) schreibt in seinem Heilpflanzenkunden Buch, Band 2: Die Brennnessel macht das Blut ‘vernünftig’. Soll heißen, dass das Blut nicht allein die Aufgabe hat, nur die aufgenommenen Stoffe zu verteilen. Es ist darüberhinaus auch Träger der 'Bildekräfte’. Sind sie zu schwach entwickelt, kann es sein, dass das Blut ‘versackt’. Hämorrhoiden sind z.B. solche heraushängenden Blutsäcke, und Erschöpfungserscheinungen deuten eben auch darauf hin, dass dem Blut eine gewisse bildende, aufrichtende Kraft fehlt. Die gesamte Selbstorganisation ist dann geschwächt. Damit geht immer auch eine erhöhte Erkrankungsbereitschaft einher.
Und nicht nur das. Auch auf seelischer Ebene zeigen sich Auswirkungen. Geschwächte Bildekräfte des Blutes machen uns 'lascher'. Wir haben dann eine stärkere Tendenz, herumzuhängen, mehr zu chillen, bringen zu wenig die Selbstdisziplin auf, uns aufzurichten. Und somit ist auf diesem Wege auch das ganze System der Willensbildung geschwächt.
Die Brennnessel räumt auf im Blut, schafft Ordnung, schafft Struktur, Raum für Bildekräfte und für alles, was damit zusammenhängt. Daraus resultiert eine größere Wachheit und Bewusstheit, die Fähigkeit zu mehr Entschlossenheit, eine größere Antriebskraft und Dynamik. Letztendlich geschieht sogar etwas wie geistige Entschlackung oder Entgiftung. Dabei hängen jene entgiftenden, blutreinigenden Fähigkeiten direkt mit dem Eisenprozess zusammen. Alle Eiweiß-Abbauprozesse bilden Stickstoffverbindungen, die potenziell giftig sind und also entgiftet werden müssen. Dies geschieht durch Oxidation, wodurch sie nicht nur unschädlich gemacht, sondern in der Folge auch ausgeschieden werden.
Wenn man nun glaubt, mit Brennnesselextrakten oder Brennnesseltees seinen Eisenspeicher erheblich auffüllen zu können, ist das so nicht ganz richtig. Brennnesselsamen können das womöglich, aber Tees eher weniger. Was die Pflanze vermittelt, ist weniger der Stoff als solcher, als die Organisation des Eisenprozesses. Das Eisen, was im Körper ist, wird dadurch bioaktiviert.
Die Brennnessel als Basisheilpflanze zur Gesunderhaltung
Die Brennnessel ist, alles zusammengeschaut, eine außergewöhnlich hilfreiche Basispflanze für die allgemein Gesundheiterhaltung. Sie ist keine Heilpflanze, die erst dann zum Einsatz kommt, wenn die Hütte bereits brennt, sondern eine Lebens-Begleitpflanze, so wie die Pflanze den Menschen selbst an alle Orte begleitet. Sie sollte daher zum Must-have einer jeden Gesundheitspflege gehören. Viele Menschen geben viel Geld für äußere Schönheit, für Kosmetika, für schön und fleckenfrei erscheinende Haut aus, aber die Pflege von innen kommt dabei mitunter zu kurz. Oft ist viel mehr gewonnen mit einer regelmäßigen Reinigung und 'Energetisierung' (wenn ich das Wort mal verwenden darf) des Blutes, um so das natürliche Selbstorganisationsvermögen zu entmüllen, dass es nicht eintrübt.
Ihrem Wesen nach ergreift die Brennnessel all jene Stoffe, die sie braucht, um Ordnung herzustellen und alles ins rechte Maß zu setzen. Sie nimmt auf, verwandelt und gibt sich bereitwillig hin, auf dass sie 'blühende Landschaften' hinterlässt.
Von daher kann ich nur anraten, sich Brennnesselkuren zur Gewohnheit zu machen, nicht nur beschränkt auf Frühjahrskuren. Man putzt ja die Wohnung auch nicht nur zu Ostern und Weihnachten. Die Brennnessel erzeugt eine größere Klarheit, Geradlinigkeit und Aufrichtung, die sie selber ja auch mit jeder Faser ausstrahlt, einen gesicherteren gesundheitlichen Stand im Leben und größere Wehrhaftigkeit gegen äußere Anfechtungen - auf allen Ebenen, den physischen wie der seelischen. Sie macht agiler, mindert deutlich die Wahrscheinlichkeit für die Anbahnung chronischer Erkrankungen, wie sie vor allem in höherem Alter häufig auftreten.
Meist wird ja der Wert einer Heilpflanze daran bemessen, wie sehr sie Krankheiten zu heilen vermag. Die Brennnessel zeigt ihre Heilkraft eher in der Stärkung der Selbstorganisation, der generellen Gesunderhaltung also. Und sie unterstützt unsere Willensbildung, dass wir uns entscheidungsfreudiger fühlen und im positiven Sinne kompromissloser mit weniger Wischiwaschi und mehr Tatkraft. Wenn das nix ist!

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