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Der durch das Dunkle ging

Evolutionsbiologen erklären und die Pflanzenwelt immer als Kräftespiel von Zufall und Auslese. Die Auslese erfolgt dabei durch Optimierung der Überlebenschancen. 

Daran ist vieles unvollständig, wenn nicht sogar falsch. Natürlich greift dieses Prinzip, aber erst im Feinschliff sozusagen, wenn die Grobaussage mal feststeht. Leben ist in erster Linie ein Ausdrucksphänomen. Und die Prägnanz des jeweiligen Ausdrucks wird geschliffen durch das vermeintliche Darwinsche Ausleseprinzip. 

Wenn es nur um optimale Überlebenschancen ginge, dann sollte eine Pflanze ihre Blätter möglichst weit der Sonne öffnen, ohne viele Sperenzchen. Licht ist Energie, Energie braucht die Pflanze, um zu wachsen, so what. Der Efeu jedoch, an die Grenze von Licht und Schatten gepflanzt, wandert zum Schatten, weg vom Licht! Wie kann das sein?

Efeuüberrankter Baum

Ein mächtiger, alter Efeu, der einen abgestorbenen Baum erobert hat. 

Ein möglicher Grund könnte sein, dass er immer zum Schattenspender hinkriecht, sich an ihm emporrankt, fast egal, wie hoch er ist, um auf diese Weise um so sicherer zum Licht zu gelangen. Das setzt freilich das voraus, dass die Pflanze ziemlich 'weiß' darüber, dass am Ende des Schattens Licht sein wird und der freie Himmel - Wunder der Natur. 

Dieses 'Wissen' mag sich tatsächlich durch evolutionären Prinzipien herausgebildet haben. Am Anfang jedoch muss ein anders Prinzip, ein spezieller Lebensausdruck, den Leitimpuls gegeben haben, in diesem Fall ein 'verkriechendes' Verhalten.

So, wie man Efeu als Gartenbesitzer kennt, ist es eine Pflanze, die am Boden entlang krabbelt, den Boden bedeckt, kaum wider zu entfernen ist und sich überall fest anklammert. Anders als viel andere Bodendecker bildet er ewig lange Ausläufer, macht richtig Strecke, und ist so dunkelgrün, dass er sich gar nicht so gut vom Dunkel des Bodens abhebt. Lässt man die Pflanze intuitiv auf sich wirken, dann ist sie ein - auf den ersten Blick - ein lichtscheues, ängstliches, sich verkriechendes Wesen - nur weg und ab auf die Bäume. Oder auf Gemäuer. Egal. Efeu schmarotzt nicht, klammert sich an alles an, was Halt bietet und nach oben geht. Dann bildet er Haftwurzeln (die an Boden zu richtigen Wurzeln werden), mit denen er sich, außer vielleicht an Teflon - aber wo gibt es das schon in der Natur, an so ziemlich allen Materialien festklammern kann. Ziemlich fest sogar. So rankt er sich an seinem Haltgeber empor und empor, wobei die Blattspitzen immer nach unten weisen. Er hält die Blätter nicht waagerecht, wie das andere Pflanzen tun, sondern duckt sich auch da noch weg.

Unglaubliche Metamorphose

Um so erstaunlicher ist, welche Höhen er erklimmen kann. Baumhoch oder Haus-hoch ist gar kein Problem. Dafür dass er mit so weichen und dünnen Stängeln beginnt, eine Wahnsinns Versorgungsleistung. Das ganze Wasser und die Nährstoffe müssen ja alle irgendwie hochgepumpt werden. Freilich, je höher er ragt, um so dicker werden auch die wie ziemlich reißfeste Schnüre beginnenden Stängel. Wenn er sich an einem Baum festgeklammert hat und dort nach und nach verholzt und dicker wird, kann er den Baum auch in seinem Wachstum so einschränken, dass dieser abstirbt. Ist eigentlich gar nicht sein Ziel, weil er daraus keine Nährstoffe gewinnt. Es passiert einfach durch seine Entwicklungsweise.  

Efeu-Blätter vor und nach der Metamorphose

2 Arten Efeu-Blätter: vor und nach der Metamorphose, dreilappig und glänzend-herzförmig

Hat er endlich das Licht erreicht, vollzieht sich eine der erstaunlichsten Metamorphosen im Pflanzenreich. Die Pflanze verwandelt sich in etwas komplett anderes. Das beginnt bei den Blättern. Anfangs 5- oder 3-lappig gezackt, werden sie auf einmal herzförmig und glänzen. Viele erkennen darin gar nicht mehr das typische Efeu-Blatt. Dann bilden auch die Stängel keine Haftwurzeln mehr. Sie verholzen und stellen sich frei, brauchen auf einmal keinen fremden Halt mehr. Die Blätter heben sich ein wenig, und nun beginnt die Pflanze auch reich  zu blühen.

Efeu-Blüten, stark vergrößert

Efeu-Blüten in ihrem zurückgenommenen Gelb bis Gelbgrün

Die Farbe der Blüten ist interessant: Man könnte sie als schwarz-gelblich bezeichnen. Gelb ist ja eine sonnenähnliche Farbe und neben weiß bei etlichen Frühjahrsblühern zu finden. Efeu aber blüht im Herbst, also am Vorabend der 'Schattenzeit' und bildet dann tiefschwarze Beerenfrüchte (die ziemlich giftig sind). Der Anklang an den Durchgang durch den Schatten ist also auch in der Blüte und der Frucht noch voll präsent, aber eben auch der Bezug zum Licht (blass-gelbe Farbe der Blüten). 

Das Wirken des Efeus

Hast Du schon mal ein Efeublatt zerkaut? Es ist zwar leicht giftig und eignet sich von daher keinesfalls für Salate, schmeckt auch nicht dolle, aber einmal probieren geht ohne Probleme. Das Gefühl ist leicht kratzend, so als würde jemand mit der Bürste durch den Hals gehen. Der 'ablösende Charakter' ist in gewisser Weise schmeckbar! 

Efeu ist ein häufig genutzter Extrakt in Hustensäften (den meisten ist Sinupret bekannt, ein Efeu-Extrakt mit so viel Zuckerlösung versetzt, dass das Efeu-hafte kaum mehr herauszuschmecken ist). Zur Behandlung von trockenem Reizhusten ist er eher ungeeignet (was man dem Sinupretsaft nicht anmerkt, weil die Zuckerlösung selbst einen lindernden Charakter hat). Hier ist der Spitzwegerich viel besser geeignet oder Thymian. Seine ablösendes, freistellendes Wesen ist viel mehr dafür geeignet, Schleim abzulösen und somit freier atmen zu können.  

verholtzer Efeu

Ein Efeu-Baum 'von innen'. Der ursprüngliche Haltspender ist hier offenbar verloren gegangen. So hat er nach dem Durchgang zum Licht ein eigenes, tragfähiges, bizarres Geäst gebildet, an dem er sich selber hält. 

Schleim ist eine Abwehrreaktion des Körpers, um Bakterien oder Viren oder Zeugs, was halt fremd ist und nicht dorthin gehört, auszuschwemmen. Wenn man zu wenig trinkt, kann sich der Schleim eher festsetzen, so dass die vielen Krankheitskeime darin weiter fleißig ihr Unwesen treiben können. Vor allem morgens ist das vielfach der Fall, dass sich Schleim in der Nacht etwas verfestigt hat. Hier würde ich - mein Tipp - morgens nicht mit Efeu beginnen, sondern zunächst mit ein oder zwei Tassen möglichst heißen Holundersaftes (sprich Holunder-Muttersaft, wie man ihn in Drogerien oder Bioläden zu kaufen bekommt, mit heißem Wasser im Verhältnis 1:4 auffüllen, wenn's den Zähnen nicht zu sehr schadet auch mit Honig versetzen. Lies dazu auch die Pflanzenbeschreibung von Holunder). Hier merkst Du sofort, dass quasi von innen heraus alles gelöst und durchgespült wird. Danach ist es sinnvoll, zur weiteren Unterstützung 5 Tropfen z.B. von der Ceres-Efeu-Urtinktur einzunehmen (die ich von allen Efeu-Präparaten als die qualitativ beste empfinde. Und aufgrund der niedrigen Dosierung ist sie pro Dosis sogar preiswerter als viele andere Efeu-Präparate). 

Die Pflanze ist natürlich nicht als Hustenheilpflanze gewachsen, sondern hat ihr 'ängstliches, versteckendes Wesen' - falls man so über eine Pflanze sprechen darf, in ihrer Gestalt zum Ausdruck gebracht. Dieses Freiwerden kann also auch in anderer Weise hilfreich sein - zum Beispiel bei Geschwüren, Gicht, nässenden Wunden oder auch bei Cellulitis. Im Grunde kann jeder Laie, sofern das Wesen der Pflanze einmal verstanden ist, hier seine eigene Intuition spielen lassen. 

Die seelischen Wirkungen des Efeus

Halte Dir noch mal das Bild der Pflanze in ihrer gesamten Entwicklung vor Augen. Sie beschreitet einen Weg aus der Anklammerung in die Freiheit, Ablösung aus einer Art Ängstlichkeit, sich zeigen können.

Dazu ein höchst eindrucksvolles Fallbeispiel. 

Eine Frau, die seit 15 Jahren als Heilpraktikerin tätig war und gerne ihr Wissen auf Vorträgen weiter gab, litt sehr darunter, dass sie heiser wurde und ihr manchmal sogar völlig die Stimme versagte, wenn sie vor Publikum sprechen sollte. Sie hatte immer das Gefühl, nicht die richtigen Worte sagen zu dürfen und im Schatten zu stehen - im Schatten von wem? Irgendwann fand sie heraus, dass sie kein wirkliches Einzelkind war, wie sie die ganze Kindheit hindurch geglaubt hatte. Die Mutter hatte ein erstes Kind nach der Geburt durch Nabelschnurumschlingung verloren, und sie selbst war ein Zwillingskind, wobei der andere Zwilling nach dem 5. Monat abgegangen ist.

Mit vielen Therapien versuchte sie den Zustand zu bessern, war aber nur mäßigen Erfolg hatte. Bis sie irgendwann auf die Wesensbeschreibung im Buch: Wesen und Signaturen der Heilpflanzen stieß. Sofort verspürte sie große innere Resonanz mit der Pflanze. Dann nahm sie über 3 Monate täglich paar wenige Tropfen Efeu-Urtinktur ein. Bereits zu beginn der Einnahme entfaltete sich eine starke psycho-emotionale Wirkung, verbunden mit kratzenden als auch öffnenden und schließenden Empfindungen im Hals. Sie erlebte sich wie in einer Metamorphose zu einem neuen Person-Sein, wie sie wirklich ist. Im Umgang mit anderen Menschen wurde sie auf einmal mehr wahrgenommen und gesehen, sowohl im beruflichen, als auch im privaten Bereich trat sie gewissermaßen aus dem Schatten. Sie hatte das Gefühl, wieder atmen zu dürfen. Und der Zwang, sich ständig rechtfertigen zu müssen, wenn sie Zeit für sich nehmen wollte, fiel allmählich von ihr ab. 

Anfangs nahm sie das Mittel fast suchtartig ein. Je weiter aber der Prozess fortschritt, um so gelassener wurde sie. Nach drei Monaten war sie psychisch stabil. Ihr Stimmversagen war verschwunden. Und auch die früheren Angstträume, zu ersticken, sind nie mehr aufgetreten. Seither ist für sie die Pflanze aus der Therapie mit Geburtstraumapatienten nicht mehr wegzudenken. So hat sie gerade bei Fällen wie ihrem, dass nur ein Zwilling überlebte, oft bemerkt, dass beim überlebenden Kind häufig der Drang zu beobachten ist, die eigene Lichtseite beweisen zu müssen. Diese Phänomene konnte sie bei ihren Patienten mit Hedera helix - so der botanische Name des Efeus - wunderbar auffangen und transformieren. 

Ist das nicht faszinierend, was Heilpflanzen alles können? Efeu nur als Hustenheilmittel anzusehen, ist viel, viel zu klein gedacht. 


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  1. Danke Falk !

    Ich hatte eine schwere zeit und davor auch, ohne mich dabei vor mir selbst und guten bezugspersonen zu zeigen.
    In der zeit war ich scheints die ganze zeit mit efeu
    Im Gange. War auch wütend, dachte er ist schmarotzer.
    Eine freundin erzählte mir, dass nach indianischen irgendwas, efeu ihre pflanze ist. Da erst hab ich versucht anders auf efeu zu schauen, denn ich schätze ihr zurückhaltendes stilles wesen, was dann aber plötzlich so hell scheint, wenn sie lacht. Und sehr autentisch auch dabei.

    Naja, jedenfalls lese ich mit Freude darüber und vielleicht probiere ich das tatsächlich aus mit der urtinktur.

    Danke nichmals für deine grosszügigkeit dein wissen zu teilen.

    Ich hab dich mit Deiner sprache schon beim tonfeld schätzen gelernt!

    Wie würde du mir die tropfen empfehlen in der einnahme.
    Ich bin unkundig in der beziehung.

    Alles Liebe und ich freu mich auf deine weitere neue Seite.

    Möge sie ungeahnte … ✨️🌈🙂
    Liebe spontane grüsse marcia

    1. Danke für die schöne Rückmeldung und die Grüße.
      Zur Einnahme: Ich kenne Deine Situation nicht genau, bin auch selber kein Heilpraktiker. Was ich sagen kann ist, dass die Standarddosierung bei den CERES-Urtinkturen bei 3 x tgl. 3-5 Tropfen liegt. Sehr sensibel reagierende Menschen sollten einschleichend beginnen, also z.B. morgens und abends je 2 Tropfen. Ausprobieren, genau beobachten und dann entsprechend nachjustieren.

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