Ausufernde Massigkeit von außen eingrenzen

Zwei Artischocken kurz vor der Blüte
Artischockenherzen auf der Pizza, Artischockenherzen oder -böden im Glas - diese Delikatesse ist vielen wohlbekannt; die zugehörige Pflanze aber nicht. Denn in freier Natur ist sie nur sehr selten nur anzutreffen. Sie wird vor allem in Frankreich angebaut, massenhaft. Und geerntet werden die noch geschlossenen, kurz vor der Blüte stehenden massigen Blütenköpfe. Diese wiegen bis zu 500 Gramm - keine andere Pflanze bringt derart schwere Blüten auf die Waage. Essbar davon sind übrigens nur 10-20%, je nachdem, ob man die Spitzen der abgezupften Hüllblätter (eingetunkt in einen kleinen Dipp) mitisst oder nicht. Sie sind jedenfalls ebenso wie der Blütenboden und das Artischockenherz ein tolles Gemüse.
Alles an dieser Pflanze ist eindrucksvoll. Der fette, kugelige Blütenstand sowieso, die ausgesprochen schöne, riesige rote und von den Hüllblättern eingefasste und gehaltene Blüte, die riesigen Blätter als auch die knollige, ebenfalls fast kugelige Wurzel. Bis zu 2 m kann die Pflanze groß werden. Wenn man daneben steht, ist das schon imposant.

Am äußeren Ende ist das Artischockenblatt aktiv nach unten gebogen
Strukturschwache Blätter von außen zusammengezogen
Allerdings kämpft die Artischocke - quasi ihr Lebens- und Gestaltthema - mit der Form und Festigkeit. Alles an ihr droht gewissermaßen aus der Form zu laufen, und so braucht es eine Gegenkraft, die ihr die nötige Struktur und Festigkeit verleiht (ein vergleichbarer Kräfteausgleich liegt auch der Gestaltbildung der Ringelblume zugrunde, bloß dass sie damit sehr anders umgeht). Ich fange mal bei den Blättern an. brechen sehr leicht, haben keinen großen eigenen Halt. Ein Blattstück lässt sich mühelos zwischen den Fingern zerreiben, zerfällt quasi zwischen den Fingern. Danach 'quietschen' die Finger, weil die Blätter nämlich von außen mit einer wachsartigen, zusammenziehenden(!) und bitter schmeckenden Substanz überzogen sind. Das vermittelt den Eindruck, als würde die innere Strukturschwäche von außen ausgeglichen und gehalten werden.
Immerhin, das Blatt selbst, obwohl es über einen Meter lang werden kann, zeigt ja auch Zeichen des Zusammengezogenen - in zweifacher Weise. Zum einen sind die Blätter nicht bauchig und glattrandig (wie z.B. bei der Bananenstaude), sondern extrem gezackt. Da wird etwas 'eingezogen', was den Blättern letztendlich doch ziemlich viel Kontur verleiht. Und sie biegen sich elegant nach hinten. Das könnte zwar allein der Schwerkraft geschuldet sein, jedoch ist bei vielen Blättern das äußere Drittel noch mal 'extra' nach unten gebogen, als aktiver Akt. Es gebietet dem unbegrenzt Ausufernden gewissermaßen Einhalt.

Gut zu sehen, wie sehr die Hüllblätter der Blüte von außen (Ein)Halt geben.
Den Blütenkorb von außen gehalten und gestützt
Bei der Blüte wird das von außen halt- und strukturgebende Prinzip gegenüber einer von der Anlage her maßlos schwellenden Form noch viel prägnanter offensichtlich. Es gibt keine andere Pflanze, die so dicke, fleischliche und auch relativ feste Hüllblätter hätte wie die Artischocke. Sie umschließen im Knospenstadium die gesamte Blüte. Das ist der übliche optimale Erntezeitpunkt, nicht erst, wenn die pink-violette Blüte aufgegangen ist. Hat sie sich aber erst mal geöffnet, bilden die Hüllblätter eine Art Schale, d.h. die öffnen sich gar nicht ganz, sondern begrenzen auch hier deutlich die üppige Blütenform.

Hier die wunderschöne, volle Blüte, häufig in blauviolett, je nach Sorte auch in pink-violett
Bei all dieser Massigkeit, die die Pflanze zur Schau stellt, würde man vielleicht erwarten, dass sie auch fette Öle hervorbringt. Voraussetzung für die Ölbildung ist jedoch, dass eine Pflanze stark dem Element Feuer zugetan ist. Dafür lassen sich bei der Artischocke aber nur wenige Zeichen erkennen. Vielmehr ist sie dominiert vom wässrigen Element, angezeigt durch all das Schwellende und Quellende. Die essbaren Teile - Artischockenherz, Blütenboden und der untere Teil der Hüllblätter - sind sogar extrem kalorienarm. Auffälligerweise handelt es bei allen dreien um innen gelegene Teile. Die Heilwirkungen werden also vor allem im Säftehaushalt oder der äußeren Strukturierung von Säfteströmen zu suchen sein.
Die physischen Heilwirkungen der Artischocke
Tatsächlich ist die Artischocke eine herausragende Leber- und Gefäßwand-Schutzpflanze. Die Leber ist ja ein zentrales Organ in der Säfteorganisation. Organisiert wird hier insbesondere die Fettverdauung und die Regulation des Blutzuckerspiegels, d.h. die Artischocke, als Arznei zubereitet (meist als Tinktur oder Extrakt aus den Blättern und Blüten), wirkt strukturierend auf die Fettverdauung ein, verbessert sie und hilft ebenso, den Blutzuckerspiegel zu senken. Sie ist daher auch ein sehr geeignetes Begleitmittel bei Diabetes.
Hier Haupt-Wirkgebiet ist allerdings der Gefäßschutz. Der Körper organisiert diesen Schutz vermittels Cholesterin. Meist wird Cholesterin nur in Zusammenhang mit Verkalkung, erhöhtem Herzinfarkt- und Schlaganfall-Risiko genannt, weniger in seiner lebenswichtigen, Zellschutz-organisierenden Funktion. Gerade weil es lebenswichtig ist - es erhöht die Stabilität von Membranen, hilft Signalstoffe in Zellen ein- und auszuschleusen, ist eine wichtige Vorstufe für die Herstellung verschiedener Hormone und Gallensäure usw. - synthetisiert der Körper den größten Teil des benötigten Cholesterins selbst. Wer Genaueres wissen will, kann es bei Wikipedia nachlesen.
Bestes Pflanzenheilmittel bei Arteriosklerose
Ein falsch reguliertes Cholesterin-Niveau freilich führt zur Verhärtung und Verkalkung von Gefäßen - ein überschießender Schutz sozusagen. Indem die Artischocke genau dieses von außen haltende und strukturierende Organisationsprinzip einbringt, ist sie in der Lage, Cholesterinablagerungen sogar aufzulösen, der Arteriosklerose entgegen zu wirken, zu verjüngen, kurz gesagt den "überschießenden Schutz" abzubauen. Während speziell Cholesterin ausscheidungsfördernde Medikamente den Körper auch dazu veranlassen, vermehrt neues Cholesterin nachzuliefern, bringt die Artischocke dieses Schutzprinzip selber mit ein, ohne aber Cholesterin dafür verwenden zu müssen. Sie ist - allemale vorbeugend - ein ideales Arteriosklerose-Heilmittel.
Weil das Gestaltprinzip der Pflanze etwas von außen (Ein)Haltgebendes vermittelt, also nicht in die innerste Organisation eingreift, ist es sinnvoll, Artischocken-Präparate höher dosiert einzusetzen. Die besten Präparate findest Du in der Seitenleiste.