7 überraschende Fragen und Erkenntnisse zu Pflanzen

eindrucksvoller Stempel der Passionsblume

Kunstvolle Blüte der Passionsblume - alles durch Zufall und Auslese entstanden?

Sind Pflanzen Lebewesen oder eher genetisch programmierte Maschinen?

Genau diese Frage hatte ich mal dem Direktor eines Max-Planck-Instituts für Pflanzenforschung in Jena gestellt. Und er antwortete mir: "Nein, nein, Maschinen würde ich nicht sagen. Pflanzen sind biochemische Apparate, die auf bestimmten Situation in vorhersehbarer, programmierter, wenn auch sehr vielfältiger Weise reagieren müssen". Na klasse. Keine Maschinen, aber Apparate. Weiß der Kuckuck, wo da der Unterschied besteht. 

Durch die Brille eines Wissenschaftlers geschaut, werden Pflanzen tatsächlich zu Apparaten. Man setzt sie bestimmten Laborbedingungen aus, und die führen dazu, dass die jeweilige Pflanze irgendetwas ausscheidet, in einen anderen Wachstumsmodus wechselt, Blüten auf einmal entwickelt oder was auch immer. Das ist beim Menschen allerdings nicht anders. Wird unsereins vergleichbaren Zwangsbedingungen ausgesetzt, sei es, dass uns Adrenalin gespritzt wird, dass wir Schmerz zugefügt bekommen, extremen Geräuschen ausgesetzt sind usw., dann reagieren wir auch in ziemlich genau vorhersagbarer Weise. Aber sind wir deshalb biochemische Apparate?

Leben zeichnet sich dadurch aus, dass es Bedeutungen versteht. Kein Computer versteht, was er auf seinen Schirm schreibt. Da kann eine KI noch so gut und klug bestimmte Fragen beantworten, aber verstehen... ? Weiß sie dann, was sie da von sich gibt. Was heißt das überhaupt für eine Maschine: 'wissen'. Wie ließe sich das überhaupt definieren und greifen?

Pflanzen aber kommunizieren in ihrem Lebensumfeld semantisch (bedeutungstragend), können also Lebenszeichen verstehen, interpretieren, und wenn ihnen der natürliche Freiraum gelassen wird, dann ist ihr Verhalten auch nicht vorhersehbar. Sie erledigen bestimmte Arbeiten, verschwinden, tauchen woanders wieder auf etc., und alles in einer subtil geordneten, sinnbestimmten, nicht-zufälligen Weise. Lebens-Signale werden verstanden. In einem ganz einfachen, reduzierten Sinne lässt sich bei Pflanzen (sogar bei Einzellern!) so etwas wie ein Welt- oder Sinnverständnis feststellen. Dieses (wenn auch extrem archaische) Sinnverständnis macht sie zu Lebewesen und unterscheidet sie von allen Apparaten dieser Welt. Beobachten lässt es sich natürlich nur an Taten, an Formgestaltungen oder Wachstumsverhalten o.ä. Und wenn dieses Repertoire stark beschränkt ist, ließe sich Sinnverständnis auch auf einer Maschine simulieren. Aber Simulation ist eben noch längst kein Verständnis, so wenig, wie eine Partitur noch keine Musik ist. 

Haben Pflanzen eine Seele?

Augenblüten des Augentrosts

Augentrost Blüten. Zufall, dass die Augenheilpflanze schlechthin Ähnlichkeiten zum Auge aufweist?  

Die Frage ist mit dem Vorherigen bereits beantwortet. Nach Vorstellung der Bibelschreiber schuf Gott den Menschen aus Lehm, also quasi wie einen Apparat, rein mechanisch. Dann aber hauchte er ihnen den Odem, den Lebensatem ein. Ab da beginnt der Mensch gewissermaßen zu 'klingen' - ich weiß kein plastischeres Wort dafür. Eine Kamera sieht nicht, kann rot detektieren, aber Rotheit an sich existiert für sie nicht. Und ein Mikrophon hört nicht. Es kann Luftdichteschwankungen aufzeichnen, 'weiß' aber nicht, was Klang ist (wobei der Begriff 'Wissen' allein schon völlig unangebracht ist). Dieses 'Klingen', das sinnliche Vermögen (und im 'Sinnverständnis' ist ja auch das Sinnliche schon eingepreist) zeichnet Lebewesen aus. Jede einzelne Zelle 'weiß', welche Enzyme sie wann an welchem Ort bilden und bereitstellen muss. Das ist ein echtes Wissen, ein Wissen um die Ganzheit, die es zu wahren gilt. In diesem Sinne 'be-weiß' sich sogar ein Einzeller, d.h. er verfügt über ein primäres Bewusstsein (natürlich kein reflexives Bewusstsein). Und Pflanzen 'wissen' eben auch nicht nur in jeder einzelnen Zelle, sondern auch in ihrer Gesamtheit um ihr Pflanzensein. Pflückt man die Spitze einer Pflanze ab, wächst sie an anderer Stelle weiter. Da muss sie eine Ahnung haben, wie was umzuorganisieren ist. Es ist somit gerechtfertigt, von einer Pflanzenseele zu sprechen, mit dem auch ein Selbstausdrucks'verlangen' einhergeht, was sich in der Gestaltbildung, im Duft, Wachstumsverhalten usw. ausdrückt. Sie ist natürlich deutlich anders geartet als unsere menschliche Seele, hat aber einen gleichen Kern. 

Verfügen Pflanzen über Emotionen?

Liebgsichtel - der andere Name für's Stiefmütterchen

In manchen Regionen wird das Stiefmütterchen Liebgsichtl genannt. Stimmt es, dass es gefällig sein will? 

Im Wort Emotion steckt die Motion, die Bewegung. Ex-motion bedeutet also eigentlich 'von innen heraus bewegt'. Emotionen erkennen wir demzufolge an den Bewegungen. Wenn jemand keine Mine verzieht, sich nicht rührt, etwa bei einer Urteilsverkündung, dann erscheint er uns völlig emotionslos. Erscheint uns so! Weil wir die absichtlich unveräußerte innere Bewegung nicht erkennen können. Kann aber trotzdem sein, dass innerlich bei demjenigen die Emotionen abgehen. 

Pflanzen können sich nicht bewegen, also erkennen wir an ihnen nichts Emotionales. ... sei denn, wir beobachten sie im Zeitraffer. Da bewegen sich Pflanzen auch, nur eben sehr viel langsamer als Tiere oder Menschen. Und wenn wir sie im Zeitraffer anschauen, ihr ganzes Wachstumsverhalten und vielleicht sogar über mehrere Generationen hinweg, dann würden wir ihnen vermutlich doch so etwas wie Emotionen zugestehen. Sie reagieren nämlich in sinnvoller Weise auf alle möglichen Umweltveränderungen. Und würden wir das gesamte Pflanzenleben, sozusagen die Sozialkultur der Pflanzen im Zeitraffer untereinander beobachten, dann könnten wir auch so etwas wie einen Sozialcodex erkennen, Verhaltensregeln o.ä., was man in menschlichen Gesellschaften auch alles so beobachtet. 

Verschiedene Forschergruppen, so wird immer wieder mal berichtet, haben offenbar auch gemessen, dass Pflanzen auf Verletzungen in einer Weise reagieren, die man vielleicht sogar als Schmerz interpretieren könnte. Aber dieser Schmerz wäre freilich von völlig anderer Natur als Schmerz bei schnell beweglichen Lebensformen. Schmerz ist womöglich im Kern ein - zwingendes - Meidungsverhalten. Und Pflanzen reagieren auf Verletzungen eben auch mit Meidungs-Reaktionen, aber anderer Art (z.B. dass sie bestimmte Duftstoffe absondern, die Pflanzenkollegen verstehen und daraufhin dann etwa Abwehrstoffe gegen bestimmte Insekten bilden). Es ist also eher die Frage, was wir unter Emotionen verstehen wollen. 

Kann eine Pflanze sterben? 

Verblühende Wegwarte

Die täglich verblühende ... und wieder neu erstehende Wegwarte

Die überraschende Antwort lautet erst mal: Nein. Natürlich können wir ein Un-Kraut im Garten herausreißen und kompostieren, und 'tot' ist die Pflanze. Aber so einfach ist das bei Pflanzen nicht. 

Viele Pflanzen bilden Ausläufer, pflanzen sich unterirdisch fort. Wir rupfen die Pflanze heraus, aber ein Stück Wurzel ist vielleicht geblieben. Oder es hat sich schon eine neue Pflanze an anderer Stelle gebildet, genetisch identisch. Jetzt wird die Wurzelverbindung gekappt - und es passiert nichts. Die Pflanze lebt weiter, nur ein bestimmter Teil von ihr ist kompostiert worden. Dann ist die Pflanze doch nicht tot. Man kann Pflanzen teilen oder trennen, und man hat zwei unabhängige Teile, jeweils vollwertige, eigenständige Pflanzen. 

Man muss also unterscheiden zwischen einzelnen Gewächsen und der PFLANZE als solcher. Ich schreibe PFLANZE an dieser Stelle groß, weil eine PFLANZE in den allermeisten Fällen ein verteiltes Lebewesen ist. Beim Menschen gibt es das nicht, im Tierreich vereinzelt schon (durchgeschnittene Regenwürmer z.B. leben jeweils weiter). Eine PFLANZE ist also genaugenommen eine Gattung. Und wenn die Gattung stirbt, stirbt die PFLANZE. In dem Sinne können Pflanzen tatsächlich sterben. Aber der Tod ist nicht so eindeutig definiert wie bei Mensch und Tier. 

Lässt sich für Einzelpflanzen überhaupt so etwas wie Tod definieren?

Einzelne Brennnessel

Eine einzelne Brennnesselpflanze - vielfach aus dem Boden herauskommend

Auch das ist eine überraschend schwierige Frage. In meinem Garten habe ich Ringelblumen. Jede Menge. Die sind nicht winterfest, kommen aber wie Unkraut jedes Jahr auf's Neue, da sie sich fleißigst aussäen. Jedes einzelne Pflanzenexemplar stirbt komplett ab bis auf die letzte Zelle. Aber dann ist da eben noch der Samen. 

Lebt Samen... oder darf man ihm kein Leben zusprechen. Wer in Wikipedia unter Leben nachschlägt, findet darin keine klare Definition, sondern nur eine Aufzählung von Merkmalen. Eines davon ist Stoffwechsel. Aber ein Same wechselt keine Stoffe, jedenfalls nicht, solange er Same ist. Manche Samen können Jahre und Jahrzehnte überdauern. Dann ändern sich auf einem die umgebenden Bedingungen, und er geht auf und erblüht. Wird der Same zerquetscht, ist dieses Aufgeh-Potenzial (trotz unveränderter Inhaltsstoffe) zum Herrn. Ein Same ist im Grunde ja ein reines Stoffgemisch und verschiedenen Molekülen. Im Grunde könnte man versuchen, unter einem Tunnel-Elektronenmikroskop genau dieselben Moleküle und Atome bereit zu stellen und so zu arrangieren wie in einem Samen (den man zuvor natürlich Atom für Atom analysiert hat - eine Unendlichkeitsarbeit ... aber theoretisch). Die Frage wäre, ob der Same dann aufginge. Die Antwort ist vermutlich (und überraschend): Nein. Die Begründung dafür ist langwierig und reicht tief in die Quantenphysik hinein. Leben ist etwas Gewachsenes, nicht etwas Gebautes. Zellen teilen sich, nabeln sich ab, aber es gibt keine Molekül-Arrangementfabriken. Leben entsteht immer nur aus Leben - auch wenn es zwischenzeitlich einen stoffwechselfreien Interimszustand einnehmen kann. Aber das können nur Pflanzen. 

Gibt es bei Pflanze so etwas wie Individualität?

Löwenzahn individuell?

Bei den Blättern des Löwenzahns gleicht kein Blatt einem anderen. Aber ist das schon ein Zeichen für Individualität? 

Wenn Du Dir und Deine Freundin sich die gleiche Pflanze in einem Blumengeschäft kaufen (die gleiche, dieselbe? - ist bei Pflanzen nicht ganz so leicht zu unterscheiden), dann könnte es sein, dass Deine Pflanze hervorragend wächst, die Deiner Freundin aber nur vor sich hinmickert. Die eine ein Prachtexemplar, die andere ein Kümmerling. Das könnte dazu verleiten, den Pflanzen so etwas wie Persönlichkeit oder Individualität zuschreiben. 

In-dividum heißt wörtlich: Unteilbar. Nun sind aber Pflanzen, wie oben erwähnt, sehr wohl teilbar. Das heißt: Echte Individualität gibt es nicht. Es gibt nur andere Lebens- und Mitweltbedingungen. Werden diese verändert, ändert sich auch die Pflanze. Du kannst aus ihr einen Star machen oder eine Mickrigkeit. Vom Potenzial her enthalten sie die Möglichkeit für alles. 

Lassen sich die Pflanzenorgane menschlichen Organen zuordnen?

Zum Teil ja. Sieht man mal Arme und Beine nicht als Organe an, dann ist eine Heilpflanze in ihrer Organ-isation vergleichbar mit einem umgekehrten Menschen. Die Geschlechtsorgane sitzen bei Pflanzen in den Blüten, also zumeist oben. Das Blattwerk entspricht dem rhythmischen System, also Atmung, Herzschlag, Hormonzyklen etc., während die Wurzel das eigentliche Steuerungsorgan ist, also dem Kopf oder Bewusstseinszentrum vergleichbar (was mit dem so genannten 'Bauchhirn' zum Teil freilich auch im Bauch liegt.  

Ab wann ist eine Pflanze eine Pflanze?

Eine sehr schwierige Frage. Ein Pflanzenforscher sagte mir mal, dass man aus jeder einzelnen Pflanzenzelle unter optimalen Laborbedingungen wieder eine vollständige Pflanze wachsen lassen könne. D.h. jede Pflanzenzelle hat Stammzellenqualität. Wenn ein Mensch stirbt, wachsen die Haare für kurze Zeit noch etwas weiter, leben also noch, aber einen kompletten Menschen können wir daraus nicht wieder herstellen. Bei Pflanzen geht das. Erst wenn die letzte Zelle abgestorben ist, ist dieses Pflanzenexemplar nicht mehr lebensfähig. Sonst schon. 


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