Das Lichte in Pflanzenform
Johanniskraut heißt Johanniskraut, weil es - oft ziemlich pünktlich - zu Johanni blüht. Johanni ist, Waldorfschüler wissen das meistens, andere weniger, der 24 Juni, also quasi der Zeitpunkt der Sonnenwende, wenn die Sonne am intensivsten strahlt. In manchen Gegenden wird es auch Hartheu genannt - weil die Pflanze so stabil ist. Falls Du der Pflanze mal begegnest und sie nicht gerade ganz allein dort steht, kannst Du mal versuchen, sie abzupflücken (oder gar herauszuziehen). Schöner wenn sie stehen bleibt, aber falls Du es versuchst, wirst Du merken, wie unglaublich schwierig das ist. Sie ist so stabil, dass sie auch im Winter, wenn sich andere Pflanzen gewöhnlich ganz von der Bildfläche verabschieden, noch stehen bleibt.
Zeichen von Stabilität und Ausgleichsfähigkeit, Erdung und Leichte

Schön zu erkennen die umgekehrt pyramidische Wuchsform
Von Stabilität zeugt ihr ganzer Habitus. Wenn sie in ihrer typischsten Form entfaltet ist, steht sie da, wie ein balancierender Mensch mit ausgebreiteten Armen (vielen Armen, mehr als nur 2, aber so ähnlich, alle Ästchen nach rechts und links ausgestreckt, und nicht wild durcheinander in beliebige Richtungen).
Außerdem beginnt sie unten sehr schmal und wird nach oben hin deutlich breiter - für Pflanzen eher ungewöhnlich. Schließlich ist es dann schwieriger, in Wind und Wetter die Stabilität und das Gleichgewicht zu halten. Aber genau darauf hat sich die Pflanze spezialisiert. Überdies ist sie auch extrem fest mit dem Boden verbunden. Mitunter treibt sie bis zu 50 cm tiefe Wurzeln. Schwerpunkt in der Luft, also nächstmöglich am Licht, Gegenpol in der Erde - allein schon daher lässt sich ein Heilwirken im Bereich zwischen Erdung und Vermittlung von gut balancierter Leichte vermuten.

Die lichtsprühenden Blüten
Das Balancierende offenbart sich auch in der Blütenform. Die sonnengoldenen Blütenblätter sind nämlich ein wenig verdreht wie kleine Windmühlen - besser sollte man sagen: Sonnenlichtmühlen. Wenn Pflanzen eine Art von Drehsinn zeigen (wie z.B. der Hopfen), dann drehen sie meist in eine feste, immer gleiche Richtung. Hier aber sind die Blütenrädchen etwa 50:50 mal in die eine Richtung, mal in die andere Drehrichtung weisend. Also ausgeglichen, balancierend, aber nicht rigide. Rigide wäre eher, dass die Blüte völlig symmetrisch gebaut wäre, ohne Drehsinn. Und ein klein wenig untereinander verdreht sind auch Verzweigungen. Sie stehen nicht völlig in einer Linie übereinander, wie man das sonst von so vielen anderen Pflanzen bzgl. der Anordnung der Blätter kennt, sondern immer ein klitze-klein wenig versetzt. Ausgleichende Stabilität sozusagen (vergleiche demgegenüber auch den Hafer).
Gebanntes Sonnenlicht - Aufhellung in Pflanzenform

In der Blütensignatur zeigt sich noch mehr, nämlich - außer der Aufblühzeit um Johanni - der ausgeprägte Bezug zum Licht. Ihre Farbe ist extrem sonnenähnlich, nicht nur gelb, sondern goldgelb, und die ebenfalls goldgelben sehr zahlreichen Staubfäden (für die Pflanzenfamilie typisch) wirken wie ein Sprühregen von Lichttröpfchen. Aber selbst die einzelnen Blütenblättchen zeigen - zumindest in der Vergrößerung - auch einen ähnlichen lichtbezogenen Sprühregen. An den Rändern sind nämlich winzige Öl-Parzellen eingelagert, die ein rötliches, für diese Pflanze charakteristisches Öl enthalten. Der wirkmächtigste Hauptbestandteil des Öls ist das Hypericin, ein Wirkstoff, der Depression lindern soll.
Die Wirkstoffforschung ist hier allerdings gespalten, weil der isolierte Wirkstoff sich gegenüber Placebo als nicht so eindeutig überlegen erwies in seiner antidepressiven Wirkung. Die Gesamtheit der pflanzlichen Inhaltsstoffe schneidet da deutlich besser ab. Aber womöglich sind es auch nicht nur die Inhaltsstoffe, die die Wirksamkeit ausmachen. Bei einer wesensgemäßen Zubereitung (ich weiß, ein komischer Ausdruck, mehr dazu findest Du hier) lässt sich gewissermaßen die Gesamtpflanze, das Pflanzenwesen in Anschlag bringen. Bei wissenschaftlichen Studien wird in der Regel nur nach depressionsmindernd oder nicht depressionsmindernd geschaut, ohne aber auf die Art der Depression zu achten. Johanniskraut scheint einen aufhellenden, stabilisierenden Charakter zu vermitteln, aber nicht jede Depressionsform entsteht aus denselben Ursachen. Manche Depressionsformen entstehen gar nicht aus einer 'Verdüsterung' des Gemüts, auch wenn sich die Depression als solche natürlich immer so anfühlt.
Und es wird auch immer nur nach Wirkstoffen Ausschau gehalten. Geht vielleicht auch nicht anders, weil es auf stofflicher Ebene unmöglich ist, 'Lebensaussagen' an einzelnen Stoffen dingfest zu machen. Das ist, als wolle man die Aussage eines Romans erfassen, indem man die Buchstabenverteilung analysiert. Ein NDR-Video von 1998 zeigt sehr schön am Beispiel des Johanniskrauts, wie Heilpflanzenwirkungen ebenso eindrucksvoll wie auch in gewisser Weise unbeholfen beforscht werden. Vielleicht lässt sich das Eigentliche ja gar nicht auf diesem Wege der Erforschung erkennen.

Kleine Öleinschlüsse auch im Blatt - wirkt wie perforiert
Zurück zur ganzheitlicheren Annäherung an die Lebensaussage der Pflanze. Wenn wir uns ein einzelnes Blättchen im Gegenlicht - oder unter der Lupe - mal genauer betrachten, erkennen wir winzige dunkel-rötliche Pünktchen. Das sind Öleinschlüsse - wie kleine Nadelstiche hineingesetzt. Wenn Du die Blätter zerreibst, wirst Du anschließend kleine rote Schlierenspuren an Deinen Fingern finden. Legst Du die ganze Pflanze 2 Monate lang in Sonnenblumen- oder Olivenöl ein, färbt es sich rot, weil das Sonnenblumenöl das Johanniskrautöl in sich aufnimmt. So erhältst du einfache Weise ein wunderbares Massageöl.

Hypericin - Quadrat aus Sechsecken, Erdung und Leichte
Zu guter Letzt lohnt sich noch ein kleiner Blick in die Chemie. Das Hypericin besteht im großen ganzen aus 8 6-Ringen, die in der Form eines Vierecks angeordnet sind. Exponierte Sauerstoffatome haben oft etwas mit Erdung, z.T. auch Bitterkeit im Geschmack zu tun, CH3-Gruppen vermitteln eine gewisse Leichte - ganz generell gesprochen. Und 6-er Formen haben immer einen besonders starken Bezug zum Licht (Facettenauge, weiße Schneeflocken, Bienenwaben). 4-er Formen in der Natur haben fast immer etwas mit Stabilität zu tun.
Hier in diesem Molekül ist sofort sichtbar, wie das Lichthafte und das Stabile, das Erdende und das Leichte zusammenfinden. Ich persönlich finde das grandios. Der Gestaltausdruck der Pflanze ist auf der denkbar kleinsten, mikroskopischsten Ebene in einem Molekül auf den Punkt gebracht.
Die Wirkungen des Johanniskrauts
Das Johanniskraut vermittelt Aufhellung und Stabilität. Und beides hängt zusammen, die beiden Eigenschaften kommen nicht zufällig zusammen. Starke Lichteinflüsse führen in aller Regel zu starker Strukturierung. Beim Löwenzahn sieht man das am deutlichsten. Aber auch wenn man sich die Flora im mediteranen Raum anschaut, dann findet man dort sehr viel Buschwerk, nur halbhohe Bäume, viele Pflanzen mit sehr gedrungenem Blattwerk (Thymian, Rosmarin...), Verdichtung der Düfte usw. Starke Lichteinflüsse haben immer eine Art bildhauerische Qualität - Strukturschaffung durch Verdichtung und/oder Verkargung.
Die Hauptanwendung des Johanniskrautes gilt der Aufhellung und Stabilisierung der Psyche. Auf dem Markt befinden sich viele Präparate, die auf eine Hochdosierung des Hauptwirkstoffs Hypericin ausgelegt sind und die auch damit werben. Das ist aber keine wirklich gute Idee, denn zu hohe Dosierungen oder Hypericin über längere Zeit eingenommen erzeugt phototoxische Reaktionen, macht also sehr lichtempfindlich (ist das nicht faszinierend, dass eine so lichtbezogene Pflanze wirklich ebendiese Lichthaftigkeit bis ins Materielle hinein verdichtet hat?). Besser ist es, andere, ganzheitlichere Zubereitungsformen zu wählen. Die Ceres-Urtinkturen, auf die ich persönlich ja am meisten halte, sind so gemacht, dass ausgesprochen niedrig dosiert werden können und sollten (nur mit 1-2 Tropfen 3 mal täglich statt der sonst für Ceres-Urtinkturen üblichen 3-5 Tropfen pro Darreichung), was die Gefahr der Lichtüberempfindlichkeit drastisch senkt und es auch viel weniger zu Gewöhnungseffekten kommen kann (warum bestimmte Zubereitungen mit viel geringeren Dosierungen auskommen, kannst Du im Artikel über Zubereitungsformen nachlesen). Gerade Johanniskraut ist ein hervorragendes Beispiel dafür, dass das reine Wirkstoffdenken bei Heilpflanzen-Arzneien keinesfalls der Weisheit letzter Schluss sein kann.
Von der Signatur her ist Johanniskraut optimal eingesetzt bei SAD (saisonal adepted depression, sprich Winterdepression). Hier fungiert es als Lichtbringer von innen. Für alles was mit seelischer Verdunkelung zu tun hat - dazu gehören auch bestimmte Ängste, Unruhezustände, Schlafstörungen, nervöse Erschöpfungszustände, Burnouts u.ä. - ist die Anwendung von Johanniskraut empfehlenswert. Gleiches gilt für Depressionen, wenn sie von seelischen Verletzungen herrühren.
Erfolgreich erprobt ist Johanniskraut-Tinktur auch bei physischen Verletzungen, hier vor allem Stichverletzungen oder Verletzungen der Nervenenden oder auch bei Sonnenbrand.
Was jeder selbst unmittelbar und eindrucksvoll festgestellen kann, ist dass Johanniskrautöl enorm wärmend auf den Körper wirkt. Wenn man einen anderen Menschen damit einreibt, hat man danach sehr, sehr warme Hände. Das ist kein Brennen, wie man es von manchen Muskelschmerz-Salben kennt, sondern eine sanfte Glut ganz anderer Art, ohne Hautreizung, irgendwie strahlende Wärme, auch in der Tiefe. Und wenn z.B. die Nierengegend kalt ist, der Lendenwirbelbereich verspannt, der Rücken schmerzt, dann ist dieses Öl ziemlich genial. Probiere es selber aus und schreibe mir Deine Erfahrungen im Kommentar.

CERES Hypericum Urtinktur (wesensgemäße Zubereitung)
empfohlen

Johanniskraut-Urtinktur alkoholfrei, Extrakt aus Blüten und Blättern

Bio-Johanniskrautöl von Bergland

Johanniskraut Kapseln mit hochdosiertem Hypericin (klassisch schulmedizinsche Herstellung)