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Wärmeprozesse wieder ins Fließen bringen

Typische Holunderform

Die typische Silhouette des Holunders. Aufschießende Triebe, die sich oben aktiv zur Seite neigen. 

Man findet ihn fast überall in Deutschland, in lichten Wäldern, an Waldrändern, in Gärten, wo er sich wie verrückt vermehrt, wenn man nicht aufpasst; und gerne gesellt er sich in die Nachbarschaft großer Bäume, weil er den Halbschatten liebt.

Halbschatten - das ist halb hell, halb dunkel. Und so ist eigentlich der ganze Strauchbaum organisiert. Vom Holunder weiß man nicht so recht, ob er mehr Strauch oder mehr Baum ist. Warum das so ist, dazu mehr weiter unten. Erst mal der Reihe nach.

Evolutionär argumentiert könnte man sagen, Pflanzen suchen sich Standorte aus, wo es die meiste Sonne gibt. Dort aber gibt es dann auch die meiste Konkurrenz. Und so entwickeln sich dann Spezialanpassungen, die sich im Halbschatten am wohlsten fühlen, sehr wohl aber eine starke Beziehung zum Licht, zu Wärmeprozessen, zum Element Feuer haben. Der Holunder ist so einer. Schon der Duft der Blätter ist muffig-rauchig, also ganz klar mit Wärmeprozessen assoziiert.

Schießende Holundertriebe

Die nahezu senkrecht aufschießenden Zweige eines jungen Holunderbaumes 

Der besondere Bezug zum Element Feuer

An der Pflanzengestalt als solcher lässt sich der besondere Bezug zum Licht am Wuchs- und Blühverhalten ablesen. Ich hatte mal einen Holunder im Garten stehen zwischen mehreren Bäumen. Da sind im Frühjahr die jungen Triebe senkrecht um rund zwei Meter senkrecht empor geschossen (für einen Baum ist das richtig viel Strecke). Gleichwohl wird der Holunder ja nie besonders groß, was daran liegt, dass er seine Zweige im Herbst nach unten beugt. Ich komme gleich noch mal darauf zurück. 

Im Frühjahr bringt er dann, wie alle Bäume, seine Blütenpracht hervor, weit geöffnete weiße Dolden, die ziemlich gut duften (und zu leckerem Holunderblütentee oder -sekt verarbeitet werden können). Auffälligerweise sind sie parabolspiegelartig geformt und versuchen immer, die obersten Plätze - einen 'Platz an der Sonne' - einzunehmen. Sie recken sich dem Licht entgegen, als würden sie für die Winterzeit so viel Licht und Wärme wie möglich auffangen wollen, um sie dann in der kalten Jahreszeit anderweitig wieder zur Verfügung zu haben (ist es Zufall, dass auf Weihnachtsmärkten ausgerechnet Holunderpunsch traditionell getrunken wird?).

Die erste Jahreshälfte steht also ganz im Zeichen des Licht- und Wärmestrebens. 

In der zweiten Jahreshälfte kehrt sich der Trend exakt um. Alles, was im Frühjahr wie überhastet hervorgeschossen ist, wird nun verlangsamt und quasi nachverarbeitet. Es ist die Zeit der Reifung - dies durchaus metaphorischer gemeint als nur auf die Reifung der Früchte bezogen. Der ganze Strauchbaum unterzieht sich diesem Reifungsprozess. Denn nun sieht es so aus, als würde die aufgesammelte Wärme von innen heraus wirksam werden und das zu Rasche wieder in den normalen Fluss der Dinge zurückholen wollen.

Der Wärmeprozess scheint jetzt den gesamten Strauchbaum zu ergreifen und zu erweichen. Die senkrecht aufgeschossenen Zweige neigen sich (aktiv) zur Seite und nach unten, was dem Strauchbaum eine typische kennzeichnende Bogenform verleiht (siehe Bild oben). Deshalb kann er auch nicht beliebig groß werden. Im Folgejahr werden neue Zweige auf der Biegung entstehen, um wieder maximale Höhe und Licht zu gewinnen, wodurch sich nie ein glatter Hauptstamm herausbildet, sondern mehrere mehr oder weniger krumm und schiefe Hauptstämme. Das durchgehende Wachstum stockt, aber der Holunder weiß damit umzugehen. Und natürlich starten auch immer wieder, wie für Sträucher charakteristisch, vom Boden aus neue Triebe.

Die Metamorphose von weißen aufgestellten Blütendolden zu schwarzen hängenden Fruchtständen

Unglaublich bildhaft zeigt sich dieser wärmedurchflutende Aufweichprozess in den Blütendolden. Die zuvor zur Sonne gereckten Blütendolden neigen sich allmählich nach unten. Das tun sie nicht, weil die sich langsam entwickelnden, zunächst grünen Früchte bilden, die ja mehr wiegen als die Blüten, sondern weil der Doldenstängel weich wird. Er läuft rötlich violett an, als würde dort die Wärme hinein schießen. Später werden davon dann auch die Früchte ergriffen und bilden ein so tiefes Violett, dass sie am Ende schwarz aussehen, schwarz wie Asche. 

Blütencollage Holunder

Sehr schön zu sehen, wie sich die Blütenstände, zunächst parabolspiegelartig aufgestellt, absenken, dann die Stängel rötlich anlaufen und absenken und nachher die Beerendolden schwarz herabhängen.

Die besondere Beziehung zum Luft-Element

Hohler Holunderzweig

Ein hohler, markbefülle Holunderast

Nachreifen von Wärmeprozessen, Wärme ins Fließen bringen, das macht das Wesen des Holunders aus. Dieses Wärme-Fließen ist aber auch auf eine sehr intensive, durchdringende Weise mit dem Luft-Element verknüpft. Dass die Blätter einer Pflanze zu stark duften, ist eher die Ausnahme. Auch die Blüten, wie schon gesagt, verströmen einen starken Duft. Das jedoch auffälligste Merkmal für die Auseinandersetzung mit dem Luft-Element sind die Zweige. Sie sind innen hohl bzw. mit einem sehr luftigen Mark gefüllt. Früher hat man aus dem Holz auf einfache Weise kleine Flöten gebaut. Man musste aus der Mitte nichts herausbohren. Daher leitet sich auch der botanische Name Sambucus ab, was der Name für eine bestimmte Flöte ist. 

Die Heilwirkungen des Holunders

Die Heilwirkungen des Holunders werden sich also im Bereich der Wärmeorganisation als auch der Luftorganisation finden lassen. Und Wärme und Luft sind genau jene Elemente, die bei Erkältungskrankheiten am stärksten betroffen sind. Erkältungen - der Name sagt es ja schon - verlangen nach einem Nachnähren von Wärme. Das kann der Holunder. Und wie. Eine Tasse warmen, verdünnten Holundersaftes zu trinken, treibt einem umgehend den Schweiß aus den Poren und durchwärmt fundamental. Gleichzeitig wirkt er auf die Atmungsorgane. 

Holunder ist eine der bedeutendsten Erkältungs-Heilpflanzen, für mich die Erkältungsheilpflanze schlechthin. Gerade wenn Husten oder Schnupfen, insbesondere Stockschnupfen mit im Spiel sind, vollbringt der Holunder kleine Wunder. Früher als Kind hatte ich oft an Schnupfen und chronisch verstopfter Nase gelitten. Seit ich Holunder als Heilmittel dafür entdeckt habe, hat sich Schnupfen nie wieder festsetzen können und war immer binnen sehr kurzer Zeit erledigt. Nasentropfen können zwar die Schleimhäute abschwellen lassen (was auf Dauer aber eher schädlich ist) und Bakterien im Zaum halten, aber Holunder spült alles, was sich da festsetzen will, von innen heraus weg. 

Covid19 Schutz

Ein gute Heilpflanze auch bei Covid19?

Ich bin zwar kein ausgebildeter Arzt, habe mich aber gefragt, warum in Zusammenhang mit Covid19 nie öffentlich die Anwendung von Holunder diskutiert wurde. Als ich selbst von Covid19 betroffen war, hatte ich natürlich neben Vitamin C und D, Zink und Wermut-Tinktur auch viel Holundersaft getrunken. Die Erkrankung währte letztlich akut nur einen Tag. Da fühlte ich mich extrem schlapp, wie Stecker gezogen. Am nächsten Tag war ich wieder auf den Beinen mit nur noch leichten Beschwerden: bisschen Husten, ein bisschen laufende Nase, aber bei Kräften. 

Es gibt ja viele Menschen, bei denen Covid19 extrem harmlos verläuft. Möglicherweise gehöre ich dazu. Aber nach etwa 7 Tagen merkte ich, wie bedrohlich das Virus doch sein kann. Es fühlte sich an, als würde es Richtung Lunge vormarschieren. Das fand ich dann doch bedrohlich. Daraufhin trank ich noch mal vermehrt heißen, verdünnten Holundersaft, und ich bilde mir ein, dass dadurch alles im Fluss blieb, nach außen gespült wurde, sich nichts festsetzen konnte. Das ist kein natürlich kein Beweis, nur meine persönliche Erfahrung. Trotzdem kann es ja sein, dass dieser Hinweis auch für andere hilfreich sein kann. Und vielleicht in dem ein oder anderen Fall schlimmere Verläufe von vorne herein abwehrt. Immerhin ist Covid19 eine Erkältungskrankheit der Atemwege ... und Holunder ein Heilpflanze, deren Hauptindikationen genau Erkältungen und Atemwegserkrankungen sind. 

Schaut man sich die Gesamtliste der Indikationen für Holunder an, sieht sie auf den ersten Blick gar nicht mal sonderlich eindrucksvoll aus: Atemwegserkrankungen, chronischer Schnupfen, Erkältung (Fieber, grippale Infekte) sowie Ausleitung über die Haut, folglich auch bei Hautunreinheiten stehen dort verzeichnet. Bei anderen Heilpflanzen ist die Liste ihrer Anwendungsmöglichkeiten teils deutlich länger. Aber Erkältungskrankheiten gehören zu den häufigsten Erkrankungen überhaupt, und meist kehren sie periodisch kollektiv jeden Herbst bzw. Frühjahr wieder. Von daher zählt der Holunder - zumindest für mich - zu den wichtigsten Heilpflanzen überhaupt.

Kinderheilpflanze

Holunder als bedeutende Kinderheilpflanze - die seelischen Wirkungen der Heilpflanze

Vor allem Kinder sind gehäuft von Erkältungskrankheiten betroffen. Holunder gilt in besonderer Weise auch als - beinahe universelle - Kinderheilpflanze. Das hängt damit zusammen, weil sie grundsätzlich, auch auf seelischer Ebene, Reifungsprozesse (auch emotionale Reifungsprozesse) unterstützt. Kinder sind von Natur aus manchmal zu schnell, zu energiegeladen und eilig. Und so, wie sich auf Autobahnen mitunter Staus aus dem Nichts heraus bilden, einfach weil manche zu schnell fahren wollen und dann immer wieder stark abbremsen müssen (bei dichtem Verkehr bilden sich dann Verdichtungswellen, die bis zum Stillstand führen können), so können auch Entwicklungsstockungen auftreten, weil die Seele manchmal dem Sein zu sehr voraus ist.

Hier entfaltet der Holunder eine besondere Wirksamkeit auf der seelischen Ebene, indem er ein wärmendes, 'schmelzendes' Wohligkeitsgefühl vermittelt. Das - wärmende - Gefühlsleben kann dadurch letztendlich auch besser fließen. Ausprobieren! Und die Erfahrungen gerne mitteilen. 


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