Lösen von Schockzuständen aller Art

Blüte und Schnabel des Storchenschnabels

An Bahngleisen, in Hinterhöfen, an Ecken, die oft ein bisschen hässlich sind, wo Menschen hinpinkeln, auf teils felsigen Böden, an Mauern, in Wäldern - fast überall findet man dieses ausgesprochen schön blühende Pflänzchen mit den barock geschwungenen Blättern. Leider eignet es sich kaum, es in eine Vase zu stellen. Dazu sind die Blüten zu klein, die Blattstile zu lang, die Pflanze insgesamt zu breit, sie lässt sich kaum ein eine Vase zwängen. Und sie duftet auch nicht nur wohlig, eher recht erdig, manche sagen stinkend. Als ich zum ersten mal ihre Blüte roch, zuckte ich ein wenig ('schockartig') zurück, weil die Erwartung so anders war als der tatsächliche Duft. 

In nur wenigen Heilpflanzenbüchern ist der Stinkende Storchenschnabel, häufig auch Rupprechtskraut genannt, botanisch Geranium robertianum, als Heilpflanze beschrieben. Es gibt nur wenige Heilpflanzenpräparate dieses Krauts, obwohl es für diejenigen, es es als Heilkraut schon kennen und anwenden, häufig eines der meistgenutzten und wertvollsten Heilpflanzen überhaupt ist. Es ist fast immer am Mann - oder an der Frau -, weil eine Geranium-Tinktur eines der genialsten Notfalltropfen ist. Nicht selten habe ich es aus unmittelbare Nähe oder am eigenen Leib erlebt, welch überraschende Heilwirkungen diese Pflanze leisten konnte. Aber der Reihe nach. 

rotblättriges Geranium

In prallem Sonnenlicht verfärbt sich die ganze Pflanze rot (wie ent-zündet)

Wächst mehr in die Breite als in die Höhe

Geranium - ich verwende lieber den botanischen Namen, weil 'stinkender Storchenschnabel' die Pflanze unbewusst verunglimpft - Geranium also findest Du oft. An schattigen Plätzchen sind die Blätter grün, an sehr sonnigen Standorten überwiegend rot und dann auch sehr zusammengezogen, kleinblättriger. Vor allem die Blattstängel sind ewig lang im Vergleich zur Blattgröße, und die Pflanze wächst vornehmlich in die Breite, nicht nach oben. Es gibt genügend Pflanzen, die eine Boden-Blattrosette bilden, flach bleiben, fast am Boden kleben. Aber das ist hier nicht der Fall. Die Pflanze steigt ein wenig auf, und von da aus verzweigt sich sich ganz extrem in die Breite. 

Geranium abgestützte Blattstängel

Die schwache Verwurzelung gleicht die Pflanze aus, indem sie sich mit den nach unten gedrückten Blattstielen stützt.

Der ungewöhnliche Bodenhalt des Storchenschnabels

Für die Stabilität und das Gleichgewicht, den aufrechten Stand, ist das eigentlich eine Katastrophe, rein physikalisch. Aber für dieses Problem hat sie eine einzigartige Lösung gefunden. Sie treibt keine starke Pfahlwurzel in den Boden - ganz im Gegenteil, die Wurzel ist sehr, sehr dünn und feinfädig, kann sehr leicht aus dem Boden gerupft werden, kaum verankert - sondern stützt sich mit den Blattstängeln der untersten, zuerst gebildeten Blättern in alle Richtungen ab. Sie baut sich ihr eigenes Stützgerüst. Und das geht noch weiter.

Oft steht sie nicht allein, sondern im Verbund mit vielen anderen Pflänzchen ihrer Art, und dann verhaken sie sich untereinander, hängen sich ein wie Menschen im Karneval beim Schunkeln (wo sie vielleicht auch keinen ganz sicheren Stand sonst mehr hätten). Wie argumentiert man bei solchen Pflänzchen mit evolutionären Vorteilen? Eigentlich müssten alle Pflanzen in die Höhe streben, zum Licht. Mehr Licht = mehr Photosynthese = mehr Nahrung = besser für die Pflanze. Stimmt aber nicht. Wenn Geranium in der prallen Sonne wächst, weicht das Blattgrün zurück und die beinahe gesamte Pflanze wirkt spärlich rot, fast nur noch Verzweigung. 

Kontiger Aufbau und weit auseinandergezogene St�ngel

Schön sichtbar der knotige Aufbau, der ans Lymphsystem erinnert.

Aus menschlicher Perspektive angeschaut wirkt die Farbe wie 'entzündet'. Dieser Eindruck wird durch die Knotigkeit an den Verzweigungspunkten verstärkt. Viele Entzündungen gehen ja mit Lympfknotenschwellungen einher. So ähnlich sieht das hier auch aus. Interessant ist ja, dass das Rötliche nur bei direkter Sonnenstrahlung, also unter 'entzündlichen Bedingungen', so deutlich hervortritt. 

Geranium geht in die Breite

Die Blattstiele sind viel länger als die Blätter. Alles zieht auseinander, geht in die Breite statt in die Höhe.  

Extrem lange Blattstängel

Alles an der Pflanze wirkt auseinandergezogen bzw. auseinanderziehend. Was könnte der Grund dafür sein, dass die Blattstile oft 3 mal so lang sind wie der Blattdurchmesser. Eigentlich doch vergebene Liebesmüh, wo kurze Blattstile für die relativ geringe Photosynthese-Fläche völlig ausreichen würden.

Am eindrucksvollsten sticht der ziehende Charakter in der Blüte hervor. Sobald eine Blüte verblüht ist, bildet sich die typische und namensgebende Storchenschnabelform heraus. Der mittlere Stempel wächst in die Länge, während der untere Blütenteil sich etwas rundet und darin die Samen ausbildet. Indem sich die Spitze leicht rötlich färbt, sieht die Gesamtgestalt aus wie ein Mückenstich in Aktion. Von der Spitze reichen sehr dünne Fäden zu den Samen. Wenn nun die Samen reif sind und alles trocknet, spannen sich die Fäden und werden zu einer Art Steinschleuder. Platzt die getrocknete umgebende Samenhülle auf, werden die Samen schlagartig wie an Gummibändern herausgezogen und bis zu 6 Meter weit hinausgeschleudert. Die Storchenschnabel-Gestalt kommt also nicht von ungefähr, sondern stellt ein Katapult dar. Absolut faszinierend. 

Schöne Blüte des Storchenschnabels

Schöne Blüten, schöne Blätter - an oft hässlichen Standorten

Auf der Duftebene wiederholt sich dieses Schauspiel in fast analoger Weise noch einmal. Dazu muss man wissen, dass die Pflanze auffallend häufig an energetisch unschöne Orten zu finden (an schönen Orten natürlich auch, aber mehr als andere Pflanzen dort, wo es stinkt und muffig ist etc.). Eigentlich seltsam, wo die Pflanze selbst doch so schön anzuschauen ist, geradezu lieblich wirkt mit ihren harmonisch geschwungenen, weichen Blättern und den zart-rosanen Blüten.

In dieser Schönheit bildet sich den genauen Gegenpol zu der Hässlichkeit mancher Standorte, so als wolle sie das Hässliche im Sinne einer Pionierpflanze - was sie diesbezüglich auch ist - harmonisieren. Das Üble, was sie aufnimmt, verwandelt und transformiert sie und veratmet es im Duft, scheidet es also aus. Ihre Ständel sind mit Dufthaaren durch und durch besetzt, und vielleicht sind deshalb die Stängel so lang, damit sie hier ganz viel Oberfläche verfügbar hat, um viel zu 'veratmen' und auszuscheiden. 

Als letztes lohnt noch ein Blick auf die Wurzel. Wie schon gesagt ist sie sehr dünn und feinhaarig, in keinem Boden gut verankert - eigentlich entankert. Entankerung ist - auf den Menschen übertragen - ein typisches Kennzeichen für einen Schockzustand. Genau damit scheint die Pflanze hervorragend umgehen zu können. Dieses Entankerte gleicht sie aus, indem sie sich in der Breite abstützt und so auch Stellen besiedeln kann, die für andere Pflanzen unzugänglich sind wie z.B. felsige Flächen und Böden. 

Ausleitung über die Lymphe

Unter Heilpraktikern (die sich mit Heilpflanzen auskennen) ist Geranium die wichtigste Pflanze zur Ausleitung über die Lymphe. Viele Heilungsansätze beginnen mit Ausleitungen, Giftstoffe aus dem Körper also über die Haut, den Urin, die Lymphe, die Lunge etc. abzuführen. Die Lymphbahnen sind dabei eines der wichtigsten Abtransport-Wege im Körper, gerade im Fall von Entzündungen. Wie es aussieht, scheint Geranium hier die besten Dienste zu leisten (wobei ich nicht weiß, wie da die Forschungslage aktuell ist. Die Vermutung gründet sich auf eigene Beobachtungen und Beobachtungen von erfahrenen Heilpraktikern). 

Gernium wie ein Mückenstich in Aktion

Wie ein Mückenstich in Aktion - die verblüte Blüte des Stochenschnabels. - Bild CERES

Selber mehrfach Zeuge werden konnte ich bei der Behandlung von Wespenstichen oder anderen Insektenbissen. Einmal war ich unmittelbar dabei, wie jemand von einer Wespe gestochen wurde - jemand, der Geranium dabei hatte. Sofort wurde die Wunde mit der Tinktur versorgt und einige Tropfen oral eingenommen. Zum allgemeinen großen Erstaunen bildete sich keine Schwellung (oder nur minimal), es entstanden kaum Schmerzen, wenig Juckreiz in der Folge der Heilung, und nach zwei Tagen war alles wieder normal. 

In einem anderen Fall war die Hand eines Musikers durch einen Wespenstich über mehrere Tage so stark geschwollen, dass er sein Instrument nicht mehr spielen konnte. Die Gabe von Geranium hat diesen Spuk binnen relativ kurzer Zeit beendet. Beinahe schwer zu glauben, wenn man es nicht selber direkt vor Augen geführt bekommt. Wissenschaftlich gibt es dazu bislang kaum Forschung. Am besten selber ausprobieren! 

Ein Insektenstich ist so etwas wie ein lokaler Schockzustand - abgesehen davon, dass auch die betreffende Person oft 'geschockt' ist von dem Ereignis. Ähnliches lässt sich von fast jeder lokalen Entzündung behaupten. Überall, wo lokal und plötzlich etwas geschieht, auch bei Zeckenbissen, tut man gut daran, Geranium direkt zur Hand zu haben. Es gilt als Notfalltropfen erster Güte (so beschreibt es Roger Kalbermatten, der Entdecker dieses Mittels oder Wiederentdecker der Heilpflanze, in seinem Buch Pflanzliche Urtinkturen - Wesen und Anwendung).  

Die seelischen Wirkungen von Geranium

Entankerung und Schockzustände, alles (schockstarrig) zusammengezogene lösen und wieder auseinander zu ziehen, das ist das, was die Pflanze von ihrer Organisationsform her beherrscht. Und erprobt man sie empirisch am Menschen, ist die häufige Beobachtung, dass auch seelische Schockzustände, Melancholie, halt alles Eingezogene auf seelischer Ebene durch Zuhilfenahme der Pflanze (leichter) gelöst werden kann. Eine Bekannte nimmt die Tropfen immer mit bestem und regelmäßigem Erfolg, wenn sie sehr außer sich ist und dann manchmal dann kaum Luft bekommt. Menschen reagieren alle unterschiedlich, aber bei ihr ist das so. Und viele Fallbeispiele legen nahe, dass es anderen auch so ergeht oder ergangen ist. 

Man könnte denken, Schockzustände, nun gut, wann kommt das schon mal vor. Tatsächlich passiert es viel häufiger, als gemeinhin bewusst. Das können ziemliche Kleinigkeiten im Alltag sein, die einen manchmal - seelisch - aus der Fassung bringen. Es beginnt bei kleinen Verletzungen, über kleine Wunden, Beulen bis hin zu Bissverletzungen. In solchen Fällen das Mittel zur Hand zu haben, ist oft Gold wert und erspart - nach eigenen Erfahrungen - mitunter viel Nachsorge; bei mir sogar manchen Arztbesuch. 

So hatte ich mir einmal durch einen Fahrradunfall eine Schürfwunde am Handrücken zugezogen. Anfangs sah alles nur halb so wild aus, aber nach wenigen Tagen bildete sich immer wieder aufreißender Schorf und auf einmal schwoll die Hand deutlich und unangenehm an - Tendenz schlimmer werdend. Irgendwann pochte es sogar in der Hand und ich befürchtete schon, dass sich eine Blutvergiftung entwickeln könnte.

Meine Partnerin hatte glücklicherweise Geranium Urtinktur dabei. Sie gab mir 5 Tropfen auf die Wunde und 5 Tropfen auf die Zunge. Ob sie geholfen haben oder ob der Körper die Kurve in dem Moment von selbst bekommen hat, wer will das schon sagen. Fakt war, dass von diesem Moment an das Pochen kontinuierlich zurück ging und die Hand innerhalb von 2 Stunden deutlich abschwoll. Es entstand keine Blutvergiftung und der Heilungsprozess schritt von da an unverhofft schnell fort (ich hatte noch öfter danach Geranium genommen). 

Fazit

Geranium gehört nach meiner Überzeugung in jede Reiseapotheke. Obwohl wenig beforscht, gibt es inzwischen etliche Erfahrungsberichte, wie unglaublich effizient und vor allem auch schnell dieses Mittel im Fall kleinerer Unfälle, Verletzungen, Schockzuständen etc. geholfen hat. Wie es scheint, kommt es durch die Gabe von Geranium einfach nicht dazu, dass sich ein lokaler physischer oder auch seelischer Schockzustand, eine Form der Entankerung, festsetzen oder etablieren kann. Und der Heilungsprozess verläuft nach allem, was ich bisher erfahren und gesehen habe, ungleich viel schneller. Ein must-have! (meine Empfehlung gilt ganz klar der Ceres Geranium Urtinktur. Mehr auf den Punkt gebracht lässt sich eine Heilpflanze nicht zubereiten. Ziehe dazu auch den Artikel über Heilpflanzen-Zubereitungsformen).


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