Anfechtungen auf Abstand halten

Sonnenhutpflanze in einem Vorgarten in voller Pracht
In freier Natur selten zu wild anzutreffen, in Gärten und Vorgärten hingegen oft: der Sonnenhut. Wenn er voll in Blüte steht, ist er wunderschön anzusehen. Und sein Name erklärt sich von selbst. Denn von der Seite betrachtet wirkt er wie ein Sombroro, ein in Lateinamerika häufig getragener Sonnen-Hut eben. Der Blütenboden in der Mitte mit den (in der Vergrößerung fantastisch gezeichneten) Röhrenblüten ist bei der Vollblüte hoch aufgewölbt, während die äußeren Zungenblüten sich in der Waagerechten ausbreiten.
Interessant ist aber vor allem der Aufblühprozess in seiner Gesamtheit. Ich habe ihn mal hier als kleine Collage erfasst.

Die Entfaltungsbewegung der Echinaceablüten - vom speerartig umstellten Blütenkorb bis zum umschützen Blütenboden
Zunächst beginnt die Blüte mit einem flachen Blütenboden, um den die noch farblosen Zungenblüten wie kleine Zinnsoldaten senkrecht im Kreis herum stehen. Wie ein Wachbataillon. Dann, indem auch Farbe von unten her einzieht, legen sie sich allmählich in die Waagerechte, ihre strenge, speerartige Form noch beibehaltend. Der Blütenboden hebt sich derweil. Erst wenn sie in der Waagerecht angekommen sind, entrollen sich die Zungenblütenblätter. Nun ist die ganze Schönheit entfaltet.

Die kleinen (unscharf abgelichteten) Röhrenblüten sind tief eingelagert zwischen den herausstehenden, feurigen, speerartigen und borstigen Kelchblättern.
Eindrucksvolle Blütenkorb-Symbolik
Gleichzeitig ungefähr fangen auch die Röhrenblüten im Inneren an zu blühen. Sie sind dunkel-violett, aber das erkennt man nicht so gut. Eher erscheint der ziemlich harte Röhrenblütenboden orange. Ein Blick durch's Mikroskop zeigt die wahren Verhältnisse. Die eigentlichen Röhrenblüten sind tief eingelagert zwischen herausstakenden Kelchblättern. Jede Blüte hat quasi ein Bodyguard neben sich, und dies auch noch in einem Farbgewand, das symbolträchtiger kaum sein könnte: feurig ragt es empor, wobei die Spitze wie mit Blut bedeckt erscheint. Und ganz oben drauf sitzt noch ein winziger kleiner weißer Stachel, der allerdings nicht sonderlich pieksig ist. Trotzdem: Es sind kleine Lanzen, wie zum Schutz an die Seite gestellt.
Die oben gezeigte Blühbewegung ist mit der Vollblüte allerdings noch nicht beendet. Die purpurnen Zungenblüten (botanisch heißt der Sonnenhut Echinacea purpurea, weil es auch andersfarbige Sonnenhüte gibt. Echinacea bedeutet übersetzt See-Igel, sehr passend) bewegen sich weiter nach unten, vollziehen letztlich eine 180 Grad Drehung. Vollzieht man die Bewegung mit den Armen nach, dann mutet der erste Teil der Bewegung an wie ein: rück mir nicht zu nahe! - und der zweite Teil wie ein umgebender Schutz. Die Arme würden ja nicht glatt nach unten hängen am Ende, sondern leicht gewölbt, dass also nichts drankommt, nichts in Berührung kommt.
Auch die Kamille streckt ja ihre Zungenblüten im späten Blühstadium ganz nach hinten. Dort aber sieht der Gestus völlig überstreckt aus, hier nicht. Hier beim Sonnenhut fassen die Blütenblätter das Kostbarste, gewissermaßen das 'Herz des Blütenstandes' ein, umhüllen ihn, schützend.

Die kleinen Borsten auf der Blattoberseite
Wie die Blüten, so die Blätter
Viele - wohl die meisten Heilpflanzen - sind von einem einheitlichen, tendenziell exzentrischen Gestaltprinzip geprägt. Und dieses offenbart sich nicht nur in der Blüte oder in der Entwicklungsbewegung, sondern auch im Blattwerk. So auch hier. Wer mal mit der Hand über die Blätter oder den Stängel streicht, wird im ersten Moment ziemlich überrascht sein. In der Regel erwartet man sich von Blättern, dass sie sich glatt oder weich anfühlen. Das ist beim Sonnenhut so gar nicht der Fall. Hier sind Blatt und Stängel borstig rau, das volle Gegenteil von handschmeichlerisch. In der Nahaufnahme erkennt man die kleinen Stacheln der Blattoberseite (auf der Unterseite genauso). Wer einmal diese Erfahrung gemacht hat, hat wenig Lust, die Pflanze noch mal anzufassen. Das gilt für Brennessel, Bärenklau, Distel usw. natürlich auch. Aber dort hält die schmerzhafte Erfahrung von weiteren Berührungen ab. Hier vergeht einfach nur die Lust. Das ist etwas ganz anderes. Die Pflanze ist quasi ein Lustverhinderer, angefasst zu werden.
Die physischen Heilwirkungen des Sonnenhutes
Durch die pflanzenheilkundliche Brille betrachtet, entspricht diese Lustverhinderung, angefasst zu werden, der Infektabwehr. Erreger müssen ja auch erst mal Tuchfühlung aufnehmen, wenn sie einen Wirt besiedeln wollen. Echinacea bremst diese Besiedlungslust erheblich aus. Als Tinktur zubereitet wird die Pflanze daher auch bevorzugt im Vorfeld von Erkrankungen, wenn viele Menschen drumherum bereits erkrankt sind und man sich selbst etwas schwächelnd fühlt, genommen, und dann stoßweise hochdosiert (nicht über zu lange Zeiträume, ein paar Tage). Typische Einsatzgebiete sind übertragbare Krankheiten wie Grippe oder grippale Infekte, Erkältungen, Husten, auch durchaus Schuppenflechte oder Harnwegsinfekte, wenn man sie rechtzeitig vorfühlen oder absehen kann bzw. dafür anfällig ist.
... und seine seelischen Heilwirkungen
In der Fachsprache wird Echinacea als immunmodulierend bezeichnet, also Immunabwehr stärkend. Immunabwehr ist freilich eine Sache, die sich nicht allein auf physischer Ebene abspielt, sondern viel auch auf psychischer. So gibt es Phasen oder Situationen, in denen die Psyche als solche schwächelt, wo sich ein Empfinden einstellt, den dauernden Anfechtungen des Alltags nicht hinreichend standhalten zu können. Wo man Pause bräuchte. Und Abschalten ... oder Auf-Abstand-halten.
In einer wesensgemäßen Zubereitung unterstützt Echinacea genau dies. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass ich ungern Echinacea einfach nur so nehme, weil ich zu merken meine, dass ich dann für andere weniger nahbar bin. An sich soll ja genau das erreicht werden. Bei erhöhten Infektionsrisiken sollen ja auch andere Menschen mehr auf Abstand bleiben. Ich glaube, dass ich dann selbst ein wenig - tendenziell zumindest - borstiger werde.
Bei erhöhter Infektionsgefahr - oder wenn ich mich schon leicht angeschlagen fühlen sollte - nehme ich die Pflanze allerdings gerne und unbedingt. Sie steht immer griffbereit. Es ist einfach das Gefühl, sich mit ihrer Unterstützung einen kleinen Vorsprung vor den Erregern zu verschaffen, dass die eigene Immunabwehr mehr Zeit hat (z.B. durch eine gehemmte Eindringrate von Erregern), sich zu organisieren.
Wissenschaftliche Studien zu Heilpflanzen sind immer ein wenig kritisch zu betrachten, weil man meiner Meinung nach falsch, sprich viel zu funktional hinschaut und dann auch nicht die wirklich treffenden Fragen oder Hypothesen stellt. Wenn es heißt, eine Pflanze unterstütze die Abwehrkräfte, dann werden oft Studiendesigns entwickelt, die am eigentlichen Wesen der Pflanze vorbei zielen. Die Studienaussagen bleiben dann vage, wie sollte es auch anders sein. Immerhin wurden in letzter Zeit Substanzen in der Pflanze entdeckt, die tatsächlich zur Immunitätssteigerung beitragen. Nur wenn dergleichen entdeckt wird, wird eine Wirksamkeit auch offiziell zugestanden. Seelische Wirkprinzipien bleiben dabei freilich völlig außer Acht (lies dazu auch den Artikel über Wirkprinzipien, von denen es mehr gibt als eben nur das Wirkstoffprinzip).
Fazit
Echinacea purpurea sollte in jedem Haushalt bereitstehen, vorzugsweise als Ceres-Echinacea Urtinktur (siehe hierzu auch den Artikel über Zubereitungsverfahren), um es direkt zur Hand haben, wenn eine Erkältung im Anzug zu sein scheint. Begleitend dazu würde ich auch noch Vitamin C und Zink einnehmen, was die Schutzwirkung noch einmal erhöht. Die frühzeitige, durchaus etwas höher dosierte Einnahme von Sonnenhut-Präparaten (bei Ceres-Urtinkturen bedeutet 'erhöht' 3 mal tgl. 5-8 Tropfen statt 3-5 Tropfen wie sonst üblich) steigert die Chance, entweder gar nicht erst zu erkranken oder mit milderem Verlauf und schneller mit der Erkrankung durch zu sein. Die Pflanze ist kein Garant, nicht zu erkranken, aber vieles wird glimpflicher verlaufen als es ohne Begleitung durch die Pflanze der Fall wäre.
Schreib mir im Kommentar doch bitte Deine Erfahrungen, damit alle davon profitieren können.