
Wilhelm Pelikan (3. 12.1893 - 17. 11.1981)
(Text angelehnt an wikibrief.org)
Wilhelm Pelikan ist der Mitgründer und langjährige Leiter der Firma Weleda, gleichzeitig Chemiker, Anthroposoph, Heilpflanzenforscher, Apotheker, Gärtner und Autor mehrerer Bücher.
Leben
Aufgewachsen ist Wilhelm Pelikan in Galizien als Sohn eines Deutsch-Österreichers und einer Italienerin. Als junger Mann studierte er Chemie in Wien und Graz. Zur Mitte des 1. Weltkrieges wurde er zum Militärdienst einberufen, schied aber bald aufgrund einer schweren Erkrankung der Lunge und des Herzens wieder aus. In dieser Krankheitszeit fielen ihm Schriften des Begründers der Anthroposophie, Rudolf Steiners in die Hände: Erkenntnisse der höheren Welten, was ihn nachhaltig beeindruckte und beeinflusste. Als er Steiner dann 1918 persönlich bei einem Vortrag in Wien hörte, entschied er sich, sein persönlicher Schüler zu werden und widmete fortan sein Leben der Anthroposophie (Weisheitslehre vom Menschen).
Zunächst arbeitete er in einer Wiener Gold- und Silberraffinerie. 1919 bat ihn Dr. Eugen Kolisko, einer der Pioniere der Anthroposophie, am neu entstehenden Forschungsinstitut Der Kommende Tag (eine Aktiengesellschaft zur Förderung wirtschaftlicher und geistiger Werte, gegründet im März 1920) in Stuttgart mitzuarbeiten. Ab 1922 arbeitete er dort in den neu eröffneten Laboren des Instituts für Klinische Medizin an der Herstellung von Metallspiegeln.
Mitgründer und Leiter der Weleda
Aus dem Institut Der Kommende Tag ging mit der Auflösung 1924 in der Nachfolge die Weleda hervor (heute bekannte für viele kosmetische und heilpflanzliche Produkte), dessen Leiter er wurde und 40 Jahre lang blieb.
Die Weleda folgte weitgehend den Grundideen von Rudolf Steiner, setzte viele Impulse in die Tat um und schuf ein unglaublich fruchtbares Umfeld. Das Lebensverständnis, das hier in den Folgejahren entwickelt wurde, ist auch heute noch unglaublich inspirierend und tiefgründig. Der Mitarbeiter Otto Wolff z.B. schrieb ein Werk über die Grundlagen einer geisteswissenschaftlich erweiterten Biochemie, das ich für das mit Abstand beste Biochemiebuch halte, was ich je in den Händen hatte. Es ist sogar für chemieinteressierte Laien lesbar und müsste eigentlich Standardlektüre jedes Medizinstudenten sein. Hier wurden zahlreiche anthroposophische Arzneimittel entwickelt sowie eine ganz eigene medizinische Betrachtungsweise. Auch die bio-dynamische Anbauweise, heute unter dem Markennamen Demeter bekannt, wurde hier ab 1927 mitentwickelt.
Der Stammsitz der Weleda-Stammsitz liegt in Schwäbisch Gmünd. Hier fanden zahlreiche Konferenzen für Studenten, Apotheker, Chemiker, Mitarbeiter von Reformhäusern und Bioprodukten, Masseure und Physiotherapeuten statt.
Autor eines anthroposophischen Heilpflanzenwerkes
Nach so viel Neubetrachtung der Heilpflanzen verfasste Wilhelm Pelikan ein dreibändiges Grundlagenwerk über Heilpflanzen, worin er die Verbindung zum Kosmos und den kreativen Kräfte, die von außen an Pflanzen wirken, besonders hervorhebt. Wenn man noch nie etwas von Anthroposophie gehört hat, sie dubios oder abgefahren findet (was anfangs öfter vorkommt, war bei mir auch so), dann sind solche Betrachtungsweisen erst mal befremdlich. Je weiter man sich hineinliest, erkennt man aber mehr und mehr, welch tiefe Weisheit und Schau darin liegt. Die wirkenden Kräfte, von denen er schreibt, klingen teils sehr esoterisch und müssen eigentlich in eine andere Begrifflichkeit übersetzt werden (das gilt eher für Band 2 und 3 als für Band 1). Wenn man aber damit seinen Frieden schließt und in den Naturgeistern Komplex-Qualitäten sieht, dann ist das darin vermittelte Heilpflanzenwissen einfach nur großartig und in dieser Form einmalig.
Als ausgesprochen vielseitig gebildeter Mensch studierte Pelikan außerdem Astronomie und versuchte, auch die Planetenbewegungen auf eine geistige, spirituelle Weise zu verstehen. U.a. veröffentlichte er einen kleinen Band über Halleys Kometen.
Nach vielen unermüdlichen eigenen Forschungs- und Durchdringungsarbeiten zog er sich 1963 im Alter von 70 Jahren aus der Weleda zurück, ohne jedoch seine anthroposophische Forschung einzustellen.
Er hinterlässt ein einzigartiges Werk, von dem ich persönlich glaube, dass es in seiner Ausrichtung zukunftsweisend ist. Er verbindet Naturwissenschaft und Geisteswissenschaft auf wunderbare Weise, und gerade der geisteswissenschaftliche Aspekt gerät heute systematisch zu kurz.